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Landeshauptstadt: Für Fritsch ein Hirschgeweih

Trophäe für Fortunaportal präsentiert / Landtagspräsident ruft zu Spenden an Stadtschlossverein auf

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Innenstadt - Hilfe von der Landesregierung hatte der Potsdamer Stadtschlossverein bislang nicht erhalten. Mehr noch, zu Zeiten des ehemaligen Finanzministers Reiner Speer (SPD) herrschte Distanz, erklärte Vereinsvorstand Michael Schöne gestern am Rande der offiziellen Präsentation einer rekonstruierten dritten Sandstein-Trophäe für das Fortunaportal. Allerdings wurde es mit Speers Nachfolger Helmuth Markov von den Linken nicht besser. Noch Ende 2010 verwehrte Markov Schöne den Zugang zur offiziellen roten Infobox der Landtagsbaustelle.

Um so mehr wurde gestern von den Anwesenden der Trophäen-Präsentation am Alten Markt auf die Worte von Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) geachtet. Dieser galt bislang nicht als Befürworter einer historischen Fassade und ebenso wenig eines Daches mit Sandstein-Figuren. „Für mich ist es ein fröhlicher Tag“, begann Fritsch seine Rede – und verglich die vom gebürtigen Potsdamer Hans-Jürgen Zippel gesponserte Trophäe mit „einem Hirschgeweih an der Wohnzimmerwand“, was eine Würdigung des in der Jagd Unterlegenen darstelle. Damit ging Fritsch auf seinen Vorredner Hans-Joachim Kuke vom Stadtschlossverein ein, der erklärte, Trophäen stellten Waffen und Rüstungen der in der Schlacht Unterlegenen dar, die aufgestellt werden, um diese zu ehren. Es gehe, so Kuke, um die Achtung des Gegners, um das Achten von Regeln, um Maß halten. Die Trophäe sei eine „steinerne Erinnerung an Fairplay“.

Fritsch erklärte weiter, nach der Entscheidung, dass der neue Landtag an den Alten Markt kommt, hätte „niemand einen Stahl-Glas-Palast im Sinn“ gehabt. Diese Äußerung sorgte anschließend für Widerspruch, schließlich habe erst die Ankündigung des Software-Milliardärs Hasso Plattner, 20 Millionen Euro für die Wiederherstellung der Knobelsdorff-Fassade zu spenden, zum Umdenken bei der Landesregierung geführt. Plattners Spende waren Protestaktionen der Bürgerinitiative Mitteschön vorangegangen. Plattner erklärte, seine Spende folge dem Willen der Bürger.

Was Schöne und Kuke aus dem Munde des Landtagspräsidenten gern hörten, war dessen Werbeaufruf zugunsten von Spenden an den Stadtschlossverein für weitere Dachfiguren. Ein Spendenaufruf vom höchsten Repräsentanten des Landes ist „eine hohe Ehre“, sagte Kuke.

Der 85-jährige Hans-Jürgen Zippel begründete seine Spende über 60 000 Euro mit einer einfachen Weisheit: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Als Soldat nach einem Schulterdurchschuss nach Hause versetzt, überlebte er den Bombenangriff vom April 1945, bei dem Teile der Potsdamer Innenstadt einschließlich des Stadtschlosses zerstört oder schwer beschädigt wurden. Guido Berg

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