Sport: „Für Olympia ist alles offen“
Potsdams Skull-Asse gewannen gestern Silber und Bronze
Stand:
Ausgerechnet die Heim-Weltmeisterschaften am Wochenende in München- Oberschleißheim wurden für den Deutschen Ruder-Verband die ersten WM ohne einen Titelgewinn in den olympischen und nichtolympischen Bootsklassen. Auch Potsdams Skullerinnen und Skuller blieben vor über 10 000 Zuschauern, unter ihnen viele Potsdamer Fans mit Ministerpräsident Matthias Platzeck als prominentestem Schlachtenbummler, ohne Gold, waren gestern mit Silber und Bronze aber zufrieden. Den einzigen Titel für Deutschland gewann der Handicap- Doppelvierer mit dem Potsdamer Steuermann Arne Maury (siehe unten).
Kathrin Borons Traum vom neunten WM-Titel erfüllte sich gestern nicht. Der deutsche Doppelvierer mit der erfolgreichsten Skullerin der Welt im Bug, ihrer Potsdamer Klubkameradin Stephanie Schiller auf Schlag sowie Britta Oppelt (Berlin) und Manuela Lutze (Magdeburg) musste in einem spannenden Finale Titelverteidiger Großbritannien vom Start weg die Spitze überlassen, verwies jedoch Favorit China auf Rang drei. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer Gold will. Aber ich denke, Silber ist heute ein Erfolg“, sagte Boron unmittelbar nach dem Rennen, Töchterchen Cora (5) auf dem Arm und zahlreiche Glückwünsche entgegen nehmend. „Wir haben die taktische Order, von Anfang an offensiv zu fahren, gut umgesetzt, allerdings noch mit einigen Ecken und Kanten. So haben wir noch Reserven für das nächste Jahr.“ Was Schiller unterstrich: „Bis zu Olympia wird noch etwas raufgepackt.“
Das hofft auch Skull-Bundestrainerin Jutta Lau. „Die Frauen sind heute diszipliniert gerudert, aber für einen erfolgreichen Endspurt waren die Engländerinnen letztlich zu weit weg. Die hatten einfach zu viel Power“, sagte die Potsdamerin und zeigte auf die alten und neuen Weltmeisterinnen, die just in diesem Moment übermütig vom Steg ins Wasser der Olympiastrecke von 1972 sprangen. „Da steckt sehr viel Physis drin, da müssen wir noch nachlegen“, sinnierte Lau. „Ich denke aber, wir sind auf dem richtigen Weg. Für Olympia ist alles offen.“
Überglücklich waren Hans Gruhne und Karsten Brosowski von der Potsdamer RG, die im Doppelvierer mit Robert Sens (Berlin) und René Bertram (Magdeburg) einen tollen Endlauf zeigten. Lange lagen sie hinter dem stets führenden Titelverteidiger Polen auf Rang zwei, ehe ihnen im Endspurt Frankreich noch Silber wegschnappte. „Wir haben uns nahezu optimal verkauft“, resümierte Trainer Bernd Landvoigt. „Polen war einfach nicht zu halten. Dass uns die Franzosen noch abgefangen haben, ist ein bisschen schade. Aber das Positive überwiegt heute.“
Brodowski sah es ebenso. „Diese Medaille ist toll“, erklärte er, nach den strapaziösen 2000 Metern. „Die volle Tribüne, auf der auch meine Freundin Steffi und meine Eltern saßen, hat uns unheimlich motiviert. Auf den letzten hundert Metern war aber Schluss, da ging nichts mehr. Aber wir haben einen geilen dritten Platz geschafft!“ Und Gruhne jubelte ebenfalls. „Die letzten 500 Meter trugen uns die Fans ins Ziel. Ich bin über-glücklich“, sagte der 19-Jährige und nahm einen großen Schluck aus der Bierflasche, ehe er mit einem Lächeln im Gesicht zur Dopingprobe verschwand.
Seite 21
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: