Landeshauptstadt: Für Räuberkinder und Papis Prinzen
Die Firma von Anja Jäger und Silke Press heißt „Mum and Me“, ein Gemischtwarenladen an Ideen
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Zwei Hausfrauen auf der Suche nach Selbstverwirklichung. So ähnlich klingt die Entstehungsgeschichte der Kindersachenmanufaktur „Mum and Me“ . „Wenn es aber doch so war“, sagt Silke Press fast entschuldigend.
Angefangen hat nämlich alles mit einem Filz-Kursus, den die beiden Mütter von insgesamt fünf Kindern belegten, um mal etwas Kreatives zu machen. Als sie das Grundprinzip des alten Handwerks verstanden hatten, stiegen sie um auf Autodidaktik und modelten den Keller der Familie Jäger zur Experimentierwerkstatt um. In der ersten Zeit verbrachten die beiden Frauen jede freie Minute unter Tage. „Wir waren angepiekst“, schildert die 35-jährige Silke Press das Gefühl, das Richtige gefunden zu haben. Inzwischen hatten sie neben Handtaschen eine Serie von gefilzten Ansteck-Blüten kreiert, die großen Absatz fanden. „Plötzlich gab es Vorbestellungen“, erinnert sich Anja Jäger. Das gab den Anstoß, ein Gewerbe anzumelden. Und das passte auch gut in die Zukunftsplanung der Freundinnen, die nicht nur zu Hause sitzen und für die Kinder zuständig sein wollten. Sie überlegten rasch ein Konzept, das ganz nach ihren eigenen Vorlieben skizziert war. Zu ihrer anfänglich kleinen Kollektion gehörten Kissen und T-Shirts mit Filzapplikationen, aber auch nostalgisches Spielzeug wie Puppenbettchen– ein Gemischtwarenladen an Ideen.
Das Unternehmen Mum and Me war geboren, das passende Logo dazu von einer befreundeten Designerin entworfen. „Jetzt mussten wir nur in Erfahrung bringen, ob es überhaupt einen Markt für unsere Sachen gibt“, erzählt die 35-jährige Silke Press, ausgebildet in zwei kaufmännischen Berufen. Die Marktanalyse fand auf Wochenmärkten statt, an Ständen vor dem Nauener Tor oder auf dem Mexikoplatz in Zehlendorf, wo sie ihre Sachen darboten. „Es funktionierte“, sagt die Architektin Anja Jäger.
Jeden Euro, den die Frauen verdienten, investierten sie wieder ins Unternehmen. „Wir wollten vor allem von unseren Männern unabhängig sein“, sagt Silke Press. Tipps nahmen sie dennoch von den beiden Geschäftsmännern an, beispielsweise den, die Produktepalette auch im Internet anzubieten unter www.mumandme.de. Auch sonst werden die Väter eingebunden. Wenn samstags Markt ist, müssen sie auf die Kinder aufpassen. In der Woche allerdings sind die Geschäftszeiten der Manufaktur um Schule, Kita und Freizeitbeschäftigung der Kinder herum geplant. Weil sie aber den persönlichen Kundenkontakt so lieben, richteten sie auch einen Lieferservice ein. „Auf dem Weg zum Hockey fahre ich dann – sehr zur Verwunderung meiner Söhne – schon mal ein paar Umwege“, lacht die 38-jährige dreifache Mutter Anja Jäger.
Inzwischen sind die kreativen Frauen mit ihrer Werkstatt aus dem Keller in ein kleines Häuschen im Garten der Karl-Marx-Straße 64 gezogen. Ein sehr inspirierender Ort, allerdings ein wenig versteckt für Laufkundschaft. Deshalb werden die Beiden jetzt Flyer verteilen. Auch das organisieren sie mit Blick aufs Budget selbst. Dank einiger Einnahmen ist das Werkstatt-Atelier jetzt mit Näh- und Kettelmaschine ausgestattet. Auf der Fensterbank liegt ihr Markenzeichen meterweise. Am liebsten arbeiten die Frauen mit Vichy-Karo: Ein uraltes kleinkariertes Stoffmuster. Ganz klassisch. Das wird mit Zickzackschere in Rechtecke geschnitten, auf T-Shirt- und Sweatshirt-Rohlinge genäht und mit Worten wie „Räuberkind“ , „Dad“s Prince“ oder „Kleine Schwester“ bestickt. Bei den Großen wird es dann schon cooler. „Ob wir damit richtig liegen, testen wir an unseren Kindern“, sagt Silke Press, deren Junge sieben und ihr Mädchen fünf Jahre alt sind. „Sogar mein Zehnjähriger liebt seinen Kapuzenpulli“, ruft Anja Jäger dazwischen. Test bestanden. Echte Einzelstücke sind die Mum and Me- Nachttischlämpchen mit filzumhüllten Füßen und Ständern, je nach Thema mit passenden Accessoires versehen. Zum Beispiel umsegelt ein kleines Holzboot den Filzleuchturm oder der Froschkönig sitzt neben seiner goldenen Kugel, gekrönt von einer Filzkrone auf dem Lampenschirm.
Es gibt aber nicht nur schöne Dinge für die Kleinen, auch die Mums sollen ja nicht zu kurz kommen. So entwarfen die zwei Frauen passend zu den Pullovern der Kinder auch Sweatshirts für die Mütter, auf denen dann „Family-Management“, „Regatta“ oder schlicht „Mami“ steht. Auch die kuscheligen Schlafanzüge sind in Müttergrößen, aber auch in Vatergrößen zu haben. Besonders beliebt sind bei Müttern allerdings, weiß Silke Press aus eigener Erfahrung, die Schlafbrillen aus weichem Stoff. Hat man die schlafenderweise auf der Nase, liest der Betrachter nur „ Außer Betrieb!“.
Nicola Klusemann
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