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Landeshauptstadt: Für Recht und Gerechtigkeit

Abschlussgottesdienst der Friedensdekade / Dorgerloh hält „Bürgerpredigt“

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Abschlussgottesdienst der Friedensdekade / Dorgerloh hält „Bürgerpredigt“ Sanssouci - Mit einem eindrucksvollen Gottesdienst ging die 25. Ökumenische Friedensdekade am Abend des 17. November in der Potsdamer Friedenskirche zu Ende. Unter dem Motto „Recht ströme wie Wasser“ hatten die Kirchen aller Konfessionen zehn Tage in Gesprächskreisen und Andachten, in Film- und Theateraufführungen über Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung diskutiert. In Potsdam standen besonders die Probleme von Asylbewerbern und Entwurzelten im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Über dreihundert Gemeindemitglieder aus evangelischen, freikirchlichen und katholischen Kirchen feierten den ökumenischen Abschluss-Gottesdienst. Die Liturgie wurde unter anderem von Propst Klaus-Günter Müller, St. Peter und Paul, gestaltet. Liedermacher Gerhard Schöne setzte mit seinen gegenwartsbezogenen Nachdichtungen „klassischer Kirchenlieder“ nachdenklich stimmende musikalische Akzente. Im Mittelpunkt aber stand auch in diesem Jahr die „Bürgerpredigt“, die Auslegung eines biblischen Textes durch einen Nichttheologen. Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, interpretierte ein Wort des Propheten Amos, das dieser vor 2800 Jahren an eine Gemeinde gerichtet hatte: „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Wo der Theologe schnell bereit ist, in Kommentaren nachzuschlagen, bietet sich für den Laien die Chance, einen Text unmittelbar auf sich wirken zu lassen. So bekannte Dorgerloh, dass sich ihm der Text erst allmählich erschlossen habe, wobei sich dann aber auch Bezüge zur Gegenwart ergeben hätten. Recht und Gerechtigkeit seien nicht gleichzusetzen. Das Recht gelte für alle; Gerechtigkeit betreffe den Einzelnen; auch wo Recht herrsche, könne der Einzelne unter fehlender Gerechtigkeit leiden. In den Bildern von Wasser und Bächen sei die Quelle des Lebens als auch die Ursache von Bedrohung zu erkennen. Der freie Zugang zum Wasser sei eines der - gefährdeten – Grundrechte der Menschheit. Hier liege mehr Konfliktpotenzial als beim Öl. Gotteserkenntnis und die Verwirklichung von Gerechtigkeit waren für den Propheten Amos unmittelbar miteinander verbunden. Beides lasse sich nicht voneinander trennen. Angesichts der Ungleichheit der Lebensbedingungen bedeute Recht zu haben und Rechte zu haben noch lange nicht, sie auch wahrnehmen zu können. „Jenseits von Recht und Gerechtigkeit gibt es keine Beziehung zu Gott“, betonte Dorgerloh. „Beide sind mit Gott verbunden. Wer sie verachtet, der verachtet Gott.“ Über die Friedensdekade hinaus gelte das Wort von Martin Luther King: „Wir werden uns nicht zufrieden geben, bis das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein mächtiger Strom." Dorgerloh entließ die Gemeinde mit dem Appell: „Lassen Sie uns beten und handeln für Recht und Gerechtigkeit, für mehr Frieden auf unserer Welt. Und lassen Sie sich dabei nicht entmutigen: Der größte Strom besteht aus einzelnen Tropfen.“Lutz Borgmann

Lutz Borgmann

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