Landeshauptstadt: Für Sanssouci Wein spenden
Sanierter Schlosskeller soll mit Lieblingstropfen der Könige gefüllt werden
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Sanierter Schlosskeller soll mit Lieblingstropfen der Könige gefüllt werden Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Mehr als 140 Jahre lag der Weinkeller von Sanssouci im Dornröschenschlaf, nun wird er wachgeküsst. Schon sind Flaschenlager, Gläserkeller und Kellermeisterstube saniert und warten auf Neuausmalung und Ausstattung. Der alte Gläserschrank hat sich ebenso erhalten wie das dreistöckige Flaschenregal, dessen guss- und schmiedeeiserne Teile für den Zusammenbau bereit liegen. Wie Denkmalpfleger Klaus Dorst ankündigte, soll der Weinkeller Ende Oktober bauseitig fertig sein. Dass er wiederhergestellt werden kann, hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten dem aus München gekommenen und jetzt in Potsdam tätigen Patentanwalt Lutz Prüfer und seiner Ehefrau Christine zu verdanken. Prüfer ist Weinkenner und -liebhaber und erforscht seit geraumer Zeit die Geschichte des Rebenanbaus in Brandenburg. Die Öffnung der unter Friedrich II. angelegten und unter Friedrich Wilhelm IV. mit dem Bau des Küchenflügels erweiterten Kellerflucht soll die Krönung seines Hobbys sein. Dafür übernahm er die Finanzierung. Was aber wäre ein Weinkeller ohne Wein? Der alte Fritz verschmähte auch den guten Tropfen aus der Mark nicht – laut Prüfer soll der am Pfingstberg und oberhalb der Maulbeerallee herangezogene Potsdamer Wein von sehr guter Qualität gewesen sein – unter seinem Urgroßneffen aber dominierten dann Spitzenmarken aus vieler Herren Länder. Es ist der Ehrgeiz des Ehepaars Prüfer, die Regale wieder mit dem Rebensaft aus jenen uralten, teils heute noch bestehenden Weingütern zu füllen, die einst den preußischen Hof belieferten. Gestern wandten sie sich mit einem Aufruf an die jetzigen Inhaber jener Güter an Rhein, Mosel und Saar, in Frankreich, Ungarn und sogar Südafrika, dafür Wein zur Verfügung zu stellen. König Friedrich liebte den Bergerac, einen französischen Bordeaux, trank Champagner und edlen ungarischen Tokajer. Bei Friedrich Wilhelm IV. gewannen deutsche Weine an Gewicht. Die Weingüter, die positiv auf den Aufruf reagieren, bekommen Privilegien eingeräumt. Sie dürfen dann schon einmal im königlichen Keller feiern, und auch einem Verkauf ihrer Spitzenprodukte im Küchenshop stände nichts im Wege. Ebenso wird die neue Attraktion den Touristen geöffnet. Sie ist allerdings nicht in der Besichtigung der Hofküche enthalten, sondern muss extra angemeldet werden. Massenandrang halten die über eine Wendeltreppe zu erreichenden, recht kleinen Räume, an deren Eingang Klaus Dorst noch eine museale Einführung installieren wird, nun einmal nicht aus.
Erhart Hohenstein
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