
© A. Klaer
Landeshauptstadt: „Fürs erste Jahr ganz gut“
MBS-Arena ist Zugewinn für Potsdams Sport. Doch was kostet sie die Stadt jährlich?
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Potsdam-West - Für einen „bedauerlichen Begleitumstand“ entschuldigte sich der SC Potsdam nach dem jüngsten Heimspiel seiner Erstliga-Volleyballerinnen. Die Halle war ausverkauft, sodass etliche Besucher draußen bleiben mussten. Einige Freikarten-Aktionen müssen überaus erfolgreich gewesen sein, sinnierte SC-Geschäftsführer Peter Rieger über den Ansturm vor der MBS-Arena.
Was für den einzelnen betroffenen Volleyball-Fan bedauerlich sein mag, ist indes ein Erfolg: Die MBS-Arena ist eine gefragte Adresse in der Potsdamer Sportlandschaft. Ein Jahr nach der Eröffnung der Mehrzweckhalle am Luftschiffhafen sind sowohl Betreiber sowie Vereine zufrieden. Für das erste Jahr bilanziert die ProPotsdam GmbH als stadteigener Immobilienverwalter eine 95-prozentige Auslastung der Arena. Der hohe Belegungsgrad ergibt sich vor allem durch den Schulsport, für den wochentags die Halle durchgängig genutzt wird. Zudem trainieren vor allem die Leistungskader der OSC-Fechter und Modernen Fünfkämpfer, des UJKC Potsdam (Judo) sowie des Triathlonteams in der modernen Sportstätte. Im Wochendurchlauf sind Pro Potsdam zufolge rund 11 000 Schüler, Sportler und Zuschauer in der Halle.
Am Wochenende indes ist die Halle vor allem Spielstätte für die Drittliga-Handballer der VfL Potsdam sowie für die SC-Volleyballerinnen. Den Zuschauerschnitt von 51 Prozent im Jahresverlauf der Halle mit 2 000 Plätzen nennt Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholz „fürs erste Jahr ganz gut“.
Die MBS-Arena ist ein 18,5-Millionen-Projekt. 13,8 Millionen Euro wurden mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II bezahlt, der Rest waren Eigenmittel der Pro Potsdam GmbH. Diese kassiert für die nächsten 25 Jahre von der Stadt eine Miete von jährlich 1,2 Millionen Euro. Die Stadt wiederum stellt Vereinen und Veranstaltern die Nutzung der Halle in Rechnung, insofern sie kommerziell genutzt wird. Für den VfL sowie SC Potsdam ist das der Fall, wenn sie für ihre Spiele Eintrittskarten verkaufen. Zehn Prozent der Ticket-Einnahmen gehen an die Stadt. Zudem muss für Videoscreens, Soundanlage, ViP-Räume eine Gebühr gezahlt werden. „Aber nur, wenn diese Möglichkeiten genutzt werden“, betont Pro-Potsdam-Sprecher Scholz. Dies sei zunächst ein Missverständnis gewesen.
In der Tat gab es Anlaufschwierigkeiten. Vereine waren unsicher, welche Kosten nun zu tragen sind. „Vieles ist inzwischen geklärt“, sagt SC-Geschäftsführer Rieger. Auch wenn nach jedem Punktspiel trotz fast immer ausverkauftem Haus ein Minus unterm Abschlusssaldo steht, weil die Ausgaben höher seien als die Einnahmen, bekräftigt Rieger: „Wir brauchen die Halle!“ Für die sportlichen Ambitionen des Teams seien ein attraktives Umfeld und gute Trainingsbedingungen wichtig.
Wie wirtschaftlich die Halle im ersten Jahr betrieben wurde, wird unter anderem die erste Abrechnung der Betriebskosten zeigen. „Als kommunaler Dienstleister liefern wir die Zahlen zunächst der Stadtverwaltung und nicht der Öffentlichkeit“, meinte Scholz. Ein wirklich belastbarer Durchschnittswert würde ohnehin erst nach zwei oder drei Jahren vorliegen.
Fakt ist jedoch, dass die Halle neben Hand- und Volleyball weitere Publikumsmagneten braucht. Ende Februar soll in der MBS-Arena ein Frauen-Boxkampf um den Weltmeistertitel im Supermittelgewicht stattfinden. Auch für die Ausrichtung der Dart-Europameisterschaften gibt es eine Anfrage. In einigen Tagen wird beim Ball der Wirtschaft auf dem Hallenparkett getanzt, was jedoch Unmut erzeugte: Dem Fördermittelbescheid zufolge soll die Halle vorrangig sportlich genutzt werden. „Diese hat auch vor jeder anderen Nutzung Vorrang“, beteuert Andreas Klemund von der Luftschiffhafen GmbH, die die Halle bewirtschaftet. Den Ideen, wie die Halle vor allem in den Sommermonaten gefüllt werden kann, seien jedoch keine Grenzen gesetzt.
Diese gibt es allerdings schon – zumindest aus Sicht von Filmpark-Betreiber Friedhelm Schatz. Der hat vor einigen Jahren in Babelsberg die Metropolishalle als Konzert- und Eventarena gebaut. „Es passiert genau das, wovor ich frühzeitig gewarnt habe“, sagte Schatz gegenüber den PNN. Mit der MBS-Arena sei ein subventioniertes Konkurrenzobjekt entstanden. „Wir merken schon, dass Veranstaltungsagenturen auch an der MBS-Arena anklopfen“, sagte Schatz. Peter Könnicke
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