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Neulich in der MENSA: Fürs Leben lernen

Manch einer behauptet immer noch, ein Hochschulstudium sei kaum zu etwas nütze. Zumindest in den Geisteswissenschaften.

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Manch einer behauptet immer noch, ein Hochschulstudium sei kaum zu etwas nütze. Zumindest in den Geisteswissenschaften. Klar, wer Physiker werden will, muss die Grundkurse der Mathematik belegt haben, ein Biologe muss etwas von Chemie verstehen. Doch bei den Geistes- und Sozialwissenschaften hält sich das zählebige Vorurteil von den „brotlosen Künsten“. Doch so „brotlos“ müssen zehn, elf Semester an einer deutschen Hochschule gar nicht sein. Ein Besuch in der Mensa am Campus Griebnitzsee öffnet einem die Augen. Der ehrwürdig barockisierende Saal brüllt zur Mittagszeit geradezu, dicht an dicht hocken Studenten, Professoren, Handwerker und sonstige Anrainer in der Halle. Man wähnt sich geradezu in einer Bahnhofshalle vom alten Schlag, überfüllt, laut und stickig. Vor den Essenausgaben haben sich spätestens gegen Mittag lange Schlangen gebildet. Wenn man dann endlich ein gefülltes Tablett durch die Menge balanciert, sind akrobatische Fähigkeiten gefragt. Wer sich nicht ausreichend verbiegen kann, dem fliegt das Tablett in dem Gedränge schnell um die Ohren. An einen der vollbesetzen Tische gekauert schlagen wiederholt von hinten Tabletts an Kopf und Rückgrat, von der Seite schieben sich die Ellenbogen eines Nebenbuhlers in den Magen. Wer es schafft, hier täglich seine Mahlzeit einzunehmen, vier, fünf Jahre lang, der ist fit fürs Leben. Der hat gelernt, flexibel zu sein, sich gut zu organisieren, auf Menschen einzugehen, zu kommunizieren und mit Voraus- und Umsicht zu planen. Alles so genannte Soft Skills, die man heute für den Traumjob mitbringen muss. So gesehen lohnt ein Studium immer, egal welches Fach. W. Kotti

W. Kotti

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