Aus dem GERICHTSSAAL: Fuß des Kontrahenten mit dem Auto überrollt?
Streit um Parklücke eskalierte/ Unfallflucht und Körperverletzung nicht erwiesen
Stand:
Der strömende Regen ist das Einzige, was in beiden Aussagen übereinstimmt. Ansonsten klafft die Schilderung über die Ereignisse vom 18. April ziemlich weit auseinander. Doris D.* (58) – angeklagt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht – erinnert sich vor Gericht an eine höchst unerfreulichen Begegnung mit dem Zeugen Oliver O. Weil sie die Parklücke vor der Kita Am Kanal als erste ergatterte, sei der Mann wutentbrannt aus seinem Fahrzeug gestiegen, habe sich an ihrer Fahrertür aufgebaut und barsch gefragt, ob ihr die Straßenverkehrsordnung bekannt sei. Als ihr Enkel im Auto verängstigt fragte, warum der Onkel so böse sei, habe sie sich erboten, ein Stück zurückzufahren, um Platz für sein Auto zu schaffen. In dem Moment soll Oliver O. lautstark mehrmals um Hilfe gerufen, wenig später behauptet haben, sie sei ihm über den linken Fuß gerollt. „Wäre es so gewesen, hätte ich es merken müssen“, betont Doris D. „Ich habe später extra einen Schuh unter den Reifen gelegt und ihn überfahren, um das auszuprobieren.“ Eigentlich sei sie sich keiner Schuld bewusst gewesen. Doch Oliver O. habe gedroht, die Polizei zu rufen. Da habe sie den Kleinen schnell im Kindergarten abgegeben, sich danach in ihr Auto gesetzt, um den weiteren Lauf der Dinge abzuwarten. Doch der Wagen von Oliver O. sei verschwunden gewesen. „Deshalb bin ich auch nach Hause gefahren. Eine Stunde danach war die Polizei da und konfrontierte mich mit den Vorwürfen“, so die gelernte Restaurantfachfrau.
„Ich brachte meinen Sohn in die Kita. Direkt vor dem Eingang war eine Parklücke frei. Ich blinkte, um zu signalisieren, dass ich hineinfahren will. Aber die Angeklagte zog vor mir rein“, erzürnt sich Oliver O.* (33) im Zeugenstand. Als Offizier sei er es gewohnt gewesen, täglich Dutzende von Menschen zu belehren. Deshalb sei er aus seinem Fahrzeug gestiegen, habe Doris D. „höflich, aber energisch“ gefragt, ob ihr die STVO geläufig sei. „Ich hoffte, dass sie ihr Verhalten reflektiert.“ Statt dessen habe die Frau den Rückwärtsgang eingelegt und Gas gegeben. „Ich spürte einen stechenden Schmerz im Fuß. Da habe ich sie gefragt, ob sie einen Knall hat“, gesteht der Zeuge. „Daraufhin ist die Frau ausgestiegen und hat das Kind in die Kita gebracht.“ Er habe seinen Sohn ebenfalls in der Einrichtung abgegeben, dann wegen des heftigen Regens im Foyer auf seine Kontrahentin gewartet. Diese müsse allerdings durch einen Hinterausgang entschwunden sein. „Plötzlich sah ich ihr Auto wegfahren“, so der Zeuge. Der Truppenarzt attestierte ihm am Folgetag eine Stauchung des Mittelfußknochens. Krankgeschrieben worden sei er allerdings nicht. „Wenn Sie mit dem Fuß unter das Auto geraten sind, müssen Sie auch mit dem Seitenspiegel kollidiert sein“, gibt Richterin Kerstin Devriel zu bedenken. Sie hegt „erhebliche Zweifel“ an der Aussage des Ex-Bundeswehr-Offiziers und spricht die Angeklagte frei. (*Namen geändert.)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: