MEINE Woche: Fußballplatz

Am Samstag stand ich noch am Rand des Fußballfeldes, feuerte eine Mannschaft an – und beleidigte dabei wohl auch lautstark den Schiedsrichter. Ohne nachzudenken. Ich dachte nicht an morgen, wenn ich selbst wieder Schiedsrichter sein würde. Ich glaube, in solchen Situationen am Rand des Spielfelds denkt niemand daran, was wohl wäre, wenn er das Spiel leiten muss.

Doch am folgenden Tag leitete ich wieder selbst ein C-Junioren-Spiel: SG Turbine Golzow gegen Eintracht Friesack. Ich wusste schon vor dem Spiel, dass die Jungs aus Friesack eine sehr harte Spielweise haben – das hatten mir Sportsfreunde schon im Vorfeld erklärt. Zu meiner Zufriedenheit wurde es aber zumindest in der ersten Halbzeit ein ruhiges Spiel mit kalten Temperaturen. Zur Halbzeit stand es 2:0, am Ende 4:2 für Friesack. Doch obwohl das Spiel so klar verlief, fingen die Spieler in der zweiten Hälfte an, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Nachdem ich zwei Jungs von Friesack mit einer Gelben Karte verwarnt hatte wurde das Spiel zwar etwas ruhiger, doch auch die Jungs aus Golzow spielten unfair. Einer meinte, dass ich nichts sehe, obwohl ich eine Brille trage. Diese Aussage sah ich als gelbwürdig und bestrafte sie entsprechend, da der Spieler sich vorher unauffällig verhalten hatte – sonst wäre das die rote Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung gewesen. Alles in allem bin ich überrascht, wie wenig die Menschen bei solchen Beleidigungen an den anderen denken. Und dann dachte ich wiederum an den Tag zuvor, als ich am Spielfeldrand stand, nicht darüber nachdachte, was ich sagte – und einen Tag später unter dem gleichen Verhalten von anderen Leuten leiden muss. Da war ich auch von mir selbst enttäuscht.

Marcel Bastian kommt aus Brück, feiert nächste Woche seinen 15. Geburtstag und absolviert gerade sein Schüler-Praktikum bei den Potsdamer Neuesten Nachrichten.