Landeshauptstadt: Fußbodenheizung für Potsdam
Energieunternehmen EWP will Sommerwärme in 450 Meter Tiefe speichern
Stand:
Riesige Tiefenspeicher sollen in einigen Jahren die winterliche Fernwärme in Potsdam liefern. Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) will bis Ende des Jahres die Machbarkeit des Vorhabens prüfen. Das gab Stadtwerke-Prokurist Wilfried Böhme am Donnerstagabend im Ausschuss für Klima, Ordnung, Umweltschutz und ländliche Entwicklung im Rathaus bekannt.
Damit rückt ein bereits seit 1998 verfolgtes Projekt in den Bereich der Realität. Der Hintergrund: Bei der Stromerzeugung im Heizkraftwerk Süd entsteht durch Kraft-Wärme-Kopplung in den Sommermonaten mehr Wärme und im Winter weniger als benötigt. Unterirdische Langzeitspeicher können Abhilfe schaffen. Laut Böhme würden Pumpen im Sommer das 80 Grad heiße Wasser in 450 Meter tiefe unterirdische Gewölbe drücken und es im Winter mit einer Temperatur von 65 bis 75 Grad wieder nach oben befördern. Wie der Technische Leiter der Stadtwerke informiert, sind acht solcher Speicher unter der Stadt geplant, unter anderem im Bornstedter Feld, im Zentrum Ost, in der Medienstadt Babelsberg, im Bereich der Haeckelstraße sowie in der Waldstadt. Drei bis fünf Jahre betrage die „Einlaufzeit“ der Speicher-Gewölbe, die drei Millionen Euro kosten sollen. Nach 15 bis 18 Jahren habe sich laut Böhme die Investition amortisiert.
Die Stadtwerke versprechen sich von der Tiefenspeicherung eine erhebliche Senkung der Kohlendioxidbelastung. Bekanntlich will Potsdam zwanzig Prozent des als klimaschädlich eingestuften Gases, das sind pro Jahr 190 000 Tonnen, weniger erzeugen. Böhme: „Das ist mit vielen kleinen Maßnahmen nicht zu erreichen.“ Die gigantischen unterirdischen Wärmespeicher könnten einen großen Beitrag leisten. Es sei pro Speicher mit einer Energiemenge von bis zu zehn Gigawattstunden zu rechnen. Das jeweilige Speichervolumen soll mehr als 100 000 Kubikmeter betragen. Noch im April wolle die EWP vertiefende Untersuchungen beauftragen. Unter anderem müsse die geologische Eignung des Untergrundes geprüft werden, erläutert Böhme.
Erfahrungen mit der Tiefenspeicherung gibt es bereits in Neubrandenburg. Dort bestehen gute geologische Voraussetzungen mit einer bereits zu DDR-Zeiten gebauten geothermischen Wärmeversorgung, um die sommerliche Überschusswärme des dortigen Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks in einem 1200 Meter tiefen sogenannten Aquifer-Speicher zu deponieren. Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: