Landeshauptstadt: Gabriela Montero: „Ich mache eigentlich nichts“
Das Improvisationsgenie aus Venezuela
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Einst waren Improvisationen ein fester Bestandteil musikalischer Darbietungen. Gerade auch viele Komponisten klassischer Musik wurden für ihre Improvisationskunst bewundert, zum Beispiel Bach, Mozart oder Beethoven. Überlieferte musikalische Formen wie Toccata, Fantasie und die Kadenzen in den großen Solo-Konzerten zeugen von dem improvisatorischen Können der Musiker in der Vergangenheit. Grenzen zwischen Komposition und freiem Spiel lösten sich dabei wie von selber auf. Im 20. Jahrhundert fand die Kunst des musikalischen Fantasierens vor allem im Jazz ein Refugium.
Mit der Pianistin Gabriela Montero ist jetzt eine Musikerin erschienen, die wieder eine Brücke zwischen Klassik und Improvisation schlägt. Keine geringere als Martha Argerich, die wohl beste Konzertpianistin unserer Zeit, riet Gabriela Montero genau das zu tun, was seit Ewigkeiten kein klassischer Pianist mehr getan hatte: einfach drauflos zu spielen. Das war ein guter Rat.
Denn Gabriela Montero hatte schon komplett aufgehört, Klavier zu spielen. Sie führte ein normales Leben, heiratete, bekam Kinder, arbeitete zeitweise als Krankenschwester. Erst das Zusammentreffen mit Martha Argerich brachte für sie den entscheidenden Neubeginn.
Seitdem sind fünf Jahre vergangen, in denen Gabriela Monteros Stern am Pianistenhimmel immer kräftiger leuchtet. Die venezolanische Pianistin brachte mehrere CDs mit Klavierstücken und Improvisationen von Bach über Liszt bis zu Rachmaninoff heraus und trat mit vielen namhaften Orchestern auf. Sie spielte alle fünf Klavierkonzerte von Beethoven mit dem Orchester Simón Bolívar unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Im März 2006 gab sie ihr Debüt mit den New Yorker Philharmonikern unter Lorin Maazel.
Martha Argerich nannte Gabriela Montero „ein Talent, wie es lange keines mehr gegeben hat“. Inzwischen sind Lobeshymnen wie „exorbitant gut“ und „Improvisationsgenie“ keine Seltenheit mehr.
Gabriela Montero selber sagt: „Ich mache eigentlich nichts. Da ist etwas, das fließt einfach durch mich hindurch“. Gleich Springbrunnen und Wasserfällen bilden sich bei ihrem Spiel Melodien und Klänge, mit denen sie die Zuhörer begeistert. Ein Höhepunkt der Konzerte sind die Improvisationen auf Themen aus dem Publikum.
Das Ausnahmetalent der 1970 in Caracas geborenen Musikerin wurde früh von ihrer Mutter erkannt. Mit fünf Jahren trat Gabriela Montero erstmals öffentlich, als Achtjährige gab sie ihr Orchesterdebüt. Zunächst studierte sie mit einem staatlichen Stipendium in den USA, später an der „Royal Music School“ in London. Beim Chopin-Wettbewerb in Warschau errang sie 1995 eine Bronze-Medaille. Heute lebt die Mutter zweier Töchter in New York und in Caracas.
Bei ihrem Potsdamer Debüt spielt Gabriela Montero Werke von Johann Sebastian Bach, Frédéric Chopin und Claude Debussy. In der zweiten Hälfte wird sie improvisieren und nimmt dafür Vorgaben aus dem Publikum entgegen, die ihr genannt oder vorgesungen werden können.
Babette Kaiserkern
17. Februar, 20 Uhr, Großer Saal: Black & White
Babette Kaiserkern
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