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SV Babelsberg 03: „Ganz großes Manko“
Der SV Babelsberg 03 will sich auf die „Grundtugenden“ konzentrieren - schon am Mittwoch bei Stuttgart II.
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Nein, zum womöglich erwarteten Wundenlecken kam es gestern nicht. Zu schmerzlich war die Wunde, die die Kicker des SV Babelsberg 03 nach der unnötigen Niederlage gegen den Halleschen FC zu versorgen hatten. Mit 1:0 hatte der bestens in die neue Saison der Dritten Liga gestartete Gast die Nulldreier am Sonntag auf eigenem Platz zurückgelassen. Mit gesenkten Köpfen verließen sie den Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions. Mit Wut auf sich selbst, weil sie eben wieder einmal zumindest in der ersten Halbzeit eine anspruchsvolle Leistung gezeigt hatten und am Ende dennoch unterlagen. Und mit dem Wissen, trotz aller Euphorie ob der guten Leistungen während der Saisonvorbereitung und der gelungenen Teambildung nach dem sechsten Spieltag mit vier Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz zu stehen. Der FC Rot-Weiß Erfurt hat als Schlusslicht nur einen Zähler auf dem Konto: Trainer Stefan Emmerling musste am Sonntag seinen Hut nehmen.
So weit will man in Babelsberg nicht gehen. Die Spieler bestätigen, dass ein gutes Verhältnis zwischen ihnen und Trainer Christian Benbennek besteht, dass er die Mannschaft erreicht. Anfangsprobleme einer neu formierten Elf? Gut möglich, aber allmählich sollte und muss der Knoten platzen. Nach dem Abpfiff machte sich Benbennek auf der Pressekonferenz Luft und stellte sich nicht mehr vor seine junge Mannschaft. Dann schlief er eine Nacht drüber, hatte den Frust am Morgen zwar noch immer nicht verdaut, war aber dennoch ein wenig ruhiger und objektiver.
Denn was war passiert? Es ging ein Spiel verloren gegen einen bestens aufgestellten Aufsteiger, der im Saisonverlauf ganz sicherlich ein entscheidendes Wörtchen im Ligageschehen mitsprechen wird. Fakt ist aber auch, dass die neue Elf des SVB zum großen Teil guten Fußball spielt und sich dies nicht in der Punkteausbeute widerspiegelt.
„Aber wir gehören in diese Liga, das sehen wir immer wieder“, sagt Benbennek. „Wir sind spielerisch angekommen, auch konditionell.“ Also eine Frage des Kopfes? Die nötige Aggressivität, der unbedingte Wille, Gegentore zu verhindern und selbst Treffer zu erzielen – das alles fehlt noch und das, so Benbennek, sei „ein ganz großes Manko.“ „Wir arbeiten nach wie vor daran“, verspricht der Trainer, dessen Geduldsfaden dennoch sehr dünn geworden ist. „Ich stelle mich nach wie vor vor mein Team. Aber die jetzt aufgetretenen Schwächen müssen sofort abgestellt werden.“
Viel Zeit hat der 39-Jährige allerdings nicht, um Ordnung in den Köpfen seiner Spieler zu schaffen. Bereits am morgigen Mittwoch wartet die Bundesligareserve des VfB Stuttgart auf die Nulldreier. Eines, so Benbennek, soll bis dahin auf gar keinen Fall passieren – nämlich dass seine Elf die Niederlage gegen Halle abhakt. „Diesen Frust müssen wir mit nach Stuttgart nehmen“, appelliert er an seine Spieler.
Das sieht Matthias Rudolph nicht anders. Ein alter Hase ist der 29-Jährige. Einer, der seinem Verein seit Jahren die Treue hält, der schon viele Mannschaftsformationen durchlaufen hat und es auf den Punkt bringen kann. „Jeder im Team muss einen einfachen Fakt begreifen“, sagt er. „Fußball ist eine Zweikampfsportart. Wir müssen uns wieder auf diese Grundtugenden konzentrieren. Der Trainer sprach nach dem letzten Spiel von ’nett’. Da hat er recht. Denn Schönspielerei ist hier ganz und gar nicht gefragt. In dieser Liga werden wir es mit keinem leichten Gegner zu tun bekommen. Und so reicht es eben auch nicht, nur 95 Prozent zu geben.“ Gefrustet, so der Abwehrspieler, sei inzwischen die ganze Mannschaft. Das dürfe einen jedoch nicht verzweifeln lassen. „Noch ist viel Zeit und wir müssen nun ordentlich Gas geben.“
Eine klare Ansage an seine Mitspieler, die auch Daniel Reiche unterstreicht. „Wir können das auch“, bekräftigt der Mannschaftskapitän. „Und letztlich trägt auch jeder von uns das Konzept des Vereins mit, auf eine junge Elf zu setzen.“ In Stuttgart soll es am Mittwoch nun klappen. Die Schwaben werden allerdings mit breiter Brust auflaufen, da sie mit einem 3:0-Sieg in Unterhaching die Spielvereinigung von der Tabellenspitze verdrängten. „Sollen sie die breite Brust zeigen“, motiviert Benbennek. „Wir haben unseren breiten Frust dagegenzusetzen.“
Henner Mallwitz
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