MEIN WENDEHerbst: Ganz liebe Vopos
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Lutz Boede. Der 44-jährige Mitbegründer der Wählergruppe Die Andere arbeitet heute als Kneipen-Wirt.
Im VEB Elektronische Bauelemente Teltow hat die Nachtschicht begonnen. Die Weltnachricht vom Mauerfall erreicht den jungen Maschineneinrichter Lutz Boede übers Radio. Zwei Mann werden zur Stallwache zurückgelassen; Lutz Boede und weitere Kollegen fahren mit dem Auto des Chefs auf den Ku’damm. Der Babelsberger sieht eine Offenheit zwischen den Menschen, die später nicht mehr da sein wird: Er sieht Westberliner, die für die DDR-Bürger Tee ausschenken und Stullen schmieren. Und auch das beobachtet er in den Wendetagen: Volkspolizisten, die eben noch selbstherrlich auftraten, „waren plötzlich ganz lieb“. Am Tag nach der Maueröffnung ist Lutz Boede als Fussballstaffelleiter bei seinem Fußballclub zu einer Sitzung. Doch kaum jemand erscheint. Das ist es aber nicht, was Boede auffällt. Merkwürdig für ihn sind die, die dennoch kommen und so tun, als wäre nichts geschehen. Für Lutz Boede, der mit 18 Jahren wegen des Verfassens eines harmlosen Gedichtes im Stasi-Knast Lindenstraße 54 einsaß, bedeutet die Wende 1989 die Chance auf freie politische Betätigung. Dennoch hätte er sich lieber einen Neuanfang in der DDR als einen Anschluss an die BRD gewünscht. Er liebäugelt mit den Grünen und ist bei der Gründung der Potsdamer Bezirksgruppe der Grünen Partei dabei. Zu den Leuten, denen er in dieser Zeit begegnet, gehören Grüne der ersten Stunde wie Jutta Ditfurth und Petra Kelly. 1993 verlässt Lutz Boede die Partei. „Ich bin bei meinen politischen Ansichten geblieben“, sagt er heute, „aber die Grünen nicht.“ Die folgende politische Heimatlosigkeit bringt ihn dazu, mit Gleichgesinnten die Wählervereinigung Die Andere zu gründen. gb
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