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Marco Hintze.

© Andreas Klaer

PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Ganz nebenbei

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Marco Hintze.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Mit dem Thema Flüchtlingshilfe bin ich durch eine Freundin in Kontakt gekommen. Mit ihr hatte ich im Bereich Erlebnispädagogik zusammengearbeitet und sie sagte mir, dass in der Willkommensklasse für Flüchtlingskinder an der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule noch Helfer gesucht werden. Dort bin ich seit diesem Schuljahr zweimal die Woche – der Vollständigkeit halber möchte ich aber betonen, dass mein Einsatz dort durch die Volkshochschule vergütet wird. Jeweils einmal die Woche koche ich mit den Kindern in der schuleigenen Küche, sie sind zwischen zehn und 13 Jahre alt. Entweder bringen sie Rezepte aus ihrer Heimat mit oder ich schlage etwas vor. Dabei lernen sie ganz nebenbei, wie die verschiedenen Lebensmittel auf Deutsch heißen und – ganz wichtig – welchen Artikel sie haben. Wir kaufen auch zusammen ein, decken den Tisch und spülen ab: eben alles, was dazugehört. Anfangs war es für die Kinder ziemlich wichtig, welche Aufgaben die Jungs und welche die Mädchen erledigen – den Abwasch wollten manche Jungs zum Beispiel nicht machen, während man die Mädchen manchmal fast bremsen musste. Mittlerweile hat sich diese Rollenverteilung aber ziemlich aufgeweicht. An dem anderen Tag gehen wir raus, machen ein Feuer oder bauen etwas aus Holz. Schon geschafft haben wir zum Beispiel einen Sägebock, als Nächstes ist ein Fußballtor geplant. Über Facebook habe ich eine Stahnsdorfer Familie gefunden, die uns dafür ihren privaten Garten unweit der Schule zur Verfügung stellt.

Auch in meinem privaten Umfeld habe ich Kontakt zu Flüchtlingen. Ich wohne mit meiner Familie in einem Wohnprojekt und in einer WG in unserem Haus sind zwei Brüder aus Syrien eingezogen. Der jüngere ist 15, der ältere 20. Sie waren vorher in einem Flüchtlingsheim in Uckley in Südbrandenburg untergebracht, doch der Ältere will jetzt versuchen, in Potsdam einen Studienplatz zu bekommen. Als sie ankamen, haben wir alle zusammen ein Willkommensessen gemacht, später habe ich für die beiden einen Deutschkurs organisiert. Momentan sitze ich zusammen mit dem Manne e.V. Potsdam und Uwe Rühling vom Treffpunkt Freizeit an einem Kurs für Männer mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge. Wir wollen das unter anderem in Flüchtlingsunterkünften anbieten und vor allem Orientierung bieten: Wie ist das mit der Rollenverteilung bei Männern und Frauen in Deutschland? Was bedeutet männliche Identität in unseren Kulturen? Was beschäftigt die Männer? Wohin mit all den Gefühlen nach der Flucht und der oftmals frustrierenden Situation hier in Deutschland? Solche Fragen wollen wir klären. Gerade arbeiten wir am Konzept und den Inhalten, suchen vermittelnde Unterstützer mit Migrationshintergrund und eine Finanzierung für das Projekt. Der Bedarf ist nach meiner Einschätzung auf jeden Fall sehr groß. Zeit habe ich für all diese Dinge eigentlich keine. Ich habe gerade erst ein eigenes Unternehmen, die Yakone OHG, gegründet und arbeite wöchentlich bis zu 80 Stunden. Aber das liegt mir eben am Herzen. Vor allem die Kids aus der Grundschule.

Marco Hintze, 41 kocht und bastelt mit Flüchtlingskindern. Als Nächstes ist ein Männerkurs geplant.

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