Neulich in der MENSA: Ganz nebenbei
Die meisten gehen nur in die Mensa, um satt zu werden. Schade eigentlich, bietet diese Institution deutscher Gelehrsamkeit doch noch viel mehr als Bratwurst und Sättigungsbeilage.
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Die meisten gehen nur in die Mensa, um satt zu werden. Schade eigentlich, bietet diese Institution deutscher Gelehrsamkeit doch noch viel mehr als Bratwurst und Sättigungsbeilage. Vor allem die Mensa am Potsdamer Alten Markt sticht durch einen subversiven Weiterbildungsansatz hervor. Mag sein, dass die Nähe zu den geisteswissenschaftlichen Zentren am Neuen Markt hier Synergien geschaffen hat. Nehmen wir etwa die Globalisierung: Wo andere auf tagelangen Konferenzen für Kopfzerbrechen und eingeschlafenes Sitzfleisch sorgen, lässt die Mensa so ganz nebenbei ihre Studenten aus der Praxis heraus begreifen, was es mit dem vielbemühten Schlagwort Globalisierung auf sich hat. Da werden von Pangasius- bis Baramundfilet so mir nichts dir nichts Fische gereicht, die sich eigentlich irgendwo zwischen Australien, Vietnam und Japan tummeln. Dazu gibt es dann Zitronengras-Sauce und Risotto mit getrockneten Tomaten. Hier reisen wir eben mal von Thailand nach Italien und freuen uns, dass das von den Fernsehköchen hochgeschriene fusion-cooking hier schon längst Alltag ist. Und ganz nebenbei wird auch noch Spitzenküche serviert: Der Baramund war auf der Haut gebraten! Auch in Sachen Kapitalismuskritik lässt sich hier noch einiges lernen. Die lässige, ja fast schon verachtende Geste, mit der die Kassenfrau das Wechselgeld von 50 Euro auf den Tresen wirft, ist unerreicht. Hier hast du dein dreckiges Geld, mach damit was du willst, wir lassen uns nicht von großen Scheinen beeindrucken, spricht es aus dem gekonnten Handgriff. Ich bin gespannt, was morgen auf dem Lehrplan steht. W. Kotti
W. Kotti
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