Landeshauptstadt: Ganz wie große Hunde
Der Zirkus Renz gastiert in Potsdam – und unternimmt mit seinen fünf Dickhäuterinnen gern ein paar Stadtspaziergänge
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Der Zirkus Renz gastiert in Potsdam – und unternimmt mit seinen fünf Dickhäuterinnen gern ein paar Stadtspaziergänge Von Matthias Oden Auf dem Zirkusfeld herrscht schläfrige Ruhe. Kein Elefantentrara verrät die Anwesenheit der fünf grauen 3,5-Tonner, die vor kurzem noch vor dem Stadthaus standen und dafür sorgten, dass die Übergabe der 200 Freikarten des Zirkus Renz-Berlin für sozial bedürftige Bürger an die Stadt Potsdam einiges Aufsehen erregte. Jetzt aber dösen nur ein paar Schäferhunde in der Mittwochs-Mittagshitze. Aber mit Hunden seien die Elefanten recht gut zu vergleichen, erklärt Manfred Neumann, der zuständige Tierpfleger, auf dem Weg zum Elefantenzelt. Die Elefantenkühe, die auf die mehr oder weniger exotisch klingenden Namen Rahni, Laika, Limara, Karla und Jumbo hören, seien „wie große Hunde“ – schließlich gehorchten sie aufs Wort und machten ihren Aufsehern somit wesentlich weniger Arbeit als die Pferde oder Kamele des Zirkus. Und genau wie die Hunde, die misstrauisch herüber knurren, sind die sanften Riesen „die Haustiere der Familie“ und von klein auf durch die Zirkusleute aufgezogen worden. Die zweieinhalb Meter großen Grauen sind alle als Waisenkinder zum Zirkus gekommen und haben hier nun ein neues Zuhause gefunden. Tagtäglich haben sie mit Menschen zu tun und sind daher „ganz zahm“, wie Neumann lächelnd versichert. Der Lärm in der Manege mache ihnen ebenso wenig aus wie der Trubel beim Stadtrundgang, da sie an dergleichen längst gewohnt seien, führt der Elefantenhüter aus. Da die Elefanten, die täglich 8 bis 10 Stunden an der freien Luft verbringen, sowieso jeden Tag ihren Auslauf brauchen, lassen sich durch die Erkundungsgänge durch die Stadt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Elefanten bekommen die Bewegung, die sie benötigen, und der Zirkus eine nicht ganz alltägliche Werbeattraktion für seine Darbietungen, die vom 6. bis zum 10. Mai im am Bornstedter Feld aufgeschlagenen Zelt zu bestaunen sind. Eine Sonderrolle spielen die Elefanten im Programm des Zirkus’ allerdings nicht. „Wer in den Zirkus geht, kommt schließlich wegen allem und nicht nur wegen der Elefanten“, so der Tierpfleger. Und wenn die schwergewichtigen Damen nicht gerade auf großer Tour sind oder in der Manege stehen, ist Fressen angesagt. Mehrere Zentner Heu, Obst und Gemüse pro Tag wollen schließlich erst mal vertilgt sein. Im Elefantenzelt stehen sie dann auch artig in einer Reihe und verdrücken bergeweise Futter. Nebenbei lassen sie sich von ihren Pflegern ganz genüsslich kraulen. Ganz wie große Hunde eben.
Matthias Oden
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