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Landeshauptstadt: Garagenbeirat rät zum Kauf

Nun auch Standort „Stern VII“ gesichert / Vereine in Potsdam-West sind uneins

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Am Stern/Potsdam West - Wiederum ist ein Garagenstandort gesichert worden, bevor ab 1. Januar 2007 auf fremden Grund errichtete Bauten vom Eigentümer problemlos gekündigt werden können. Der Verein „Stern VII“ kaufte sein Gelände an der Nuthestraße. 176 Garagen bleiben damit bestehen. Dagegen konnte über den Ankauf von Stern IX mit 136 Garagen noch keine Klarheit erreicht werden. Insgesamt sind es jetzt 820 von 3000, die gesichert wurden.

In Potsdam-West will die Polo, eine Tochtergesellschaft von Pro Potsdam (früher Gewoba) alle drei mit Garagen bebauten Grundstücke im Ganzen vermarkten. Dies könnte auch durch Verkauf an die Garagenbesitzer geschehen, doch in zwei von drei Vereinen wurde keine Mehrheit für einen Erwerb erreicht. Deshalb bemüht sich der kaufwillige Verein „An der Forststraße“ seit drei Jahren um eine separate Lösung. Er hat dem Eigentümer eine Herauslösung seines Flurstücks aus dem Gesamtpaket vorgeschlagen.

Eine Kündigung des Vertrags wäre eine „zweite Enteignung“, macht der Vereinsvorsitzende Werner Kroop geltend. 1981 hatte man bereits an anderer Stelle gebaut, doch mit der Errichtung des Wohnviertels Potsdam-West wurde die Baugenehmigung annulliert. Die zahlreich in die Neubauten einziehenden Angehörigen der Staatssicherheit und der Grenztruppen wünschten keinen Garagenkomplex vor ihren Haustüren.

„Ohne Information des Vereins rollten am 21. Februar 1982 früh 7 Uhr Bulldozer des VEB Stadtbau an und walzten die bereits zur Hälfte fertig gestellten Garagen nieder“, erinnert sich der heutige Vereinsvorsitzende. Den Besitzern gelang es gerade noch, wichtige Bauteile und Materialien zu bergen. Der Vorstand erreichte, dass ihm eine Ersatzfläche zugewiesenen wurde. Als ehemalige Müllkippe musste sie aufwändig rekultiviert werden Nun ist auch dieser Standort gefährdet. „Soll sich DDR-Unrecht wiederholen?“ fragt der Vereinsvorsitzende.

Am schnellsten könnte es allerdings dem großen, rund 750 Garagen umfassenden Komplex im Schäferfeld an den Kragen gehen. Hier sieht die Masterplanung „familienfreundliches Wohnen“ vor. Die PDS-Fraktion würdigte es kürzlich als Erfolg, den Bestand wenigstens bis 2008 gesichert zu haben. Obwohl die Stadtverwaltung die Bauvorbereitungen ohnehin nicht vor 2008 abschließen kann, hält auch Dr. Ulrich Gohlke die Klarstellung für wichtig. Das Vorstandsmitglied des Garagenvereins Am Stern (GAST) sieht in dieser Frist gute Chancen, einen Kompromiss mit dem Kommunalen Immobilienservice (KIS) anzustreben. Das Bauvorhaben, das nur 30 Wohneinheiten umfassen soll, wird vom Verein kritisch beurteilt. Der sumpfige Baugrund würde hohe Kosten verursachen. Gleiches treffe auf die in diesem Zusammenhang vorgesehene Nutzung des Baggersees für die Naherholung zu. Bisher sei er nur eine wilde Badestelle ohne Sanitäreinrichtungen. Zudem verschlechtere sich schon jetzt die Wasserqualität des abflusslosen Gewässers.

„Die Gnadenfrist bis 2008 könnte einige Vereine veranlassen, in ihren Bemühungen nachzulassen“, befürchtet der Vorsitzende des Potsdamer Garagenbeirates, Hans Henker. 2007 haben die Grundstückseigentümer die Chance, den Garagenbesitzern die Hälfte der Abrisskosten aufzubürden. Deshalb sollte überall, wo die Möglichkeit besteht, vom Kauf der Gelände Gebrauch gemacht werden, auch in Potsdam-West. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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