Landeshauptstadt: Garnisonkirche ist das „falsche Zeichen“
Martina Rehberg von der Friedenskoordination: Lieber Geld für Synagoge / Ostermarsch durch Innenstadt
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Martina Rehberg von der Friedenskoordination: Lieber Geld für Synagoge / Ostermarsch durch Innenstadt Von Jörg Isenhardt Innenstadt - Der geplante Wiederaufbau der Garnisonkirche ist beim gestrigen Potsdamer Ostermarsch auf harsche Kritik gestoßen. Unter dem Motto „Krieg ist nicht die Lösung, sondern das Problem“ führte die Route der Friedensdemonstration erstmals seit Jahren durch die Innenstadt – vorbei am Garnisonkirchenstandort. „Wir wollten, anders als im vergangenen Jahr, nicht durch den Wald zur neuen Nato-Kommandozentrale in Geltow wandern und die Wildschweine erschrecken, sondern mitten durch die Stadt an den Punkten vorbeigehen, die eng mit Potsdams Militärgeschichte verbunden sind“, sagte die Sprecherin der Friedenskoordination Martina Rehberg auf der Veranstaltung. Dabei wurde den rund 60 Teilnehmern die militärische Vergangenheit am Wegesrand von Stadtführern eingehend erläutert. Besonders der geplante Wiederaufbau der Garnisonkirche wurde von Organisatoren und Rednern dabei hart kritisiert. Martina Rehberg sprach von einem „absolut falschen Zeichen“, das man setze. Sie forderte die für die Rekonstruktion der Kirche notwendigen Mittel „lieber für den Bau einer neuen Potsdamer Synagoge zur Verfügung zu stellen“. Angesichts der vielen Kirchen in Potsdam und dem Leid der Juden unter den Nazis sei eine solche Idee ein Schritt hin zu „gelebter Versöhnung“, so Rehberg. Auch der Potsdamer PDS-Stadtverordnete Herbert Schlomm sprach sich am Glockenspiel der Garnisonkirche dagegen aus, „die mit dem Aufbau verbundene militärisch-preußische Tradition fortzusetzen“. Die eher mäßige Beteiligung der Potsdamer am Ostermarsch begründete Martina Rehberg mit „dem fehlenden aktuellen Handlungsbedarf“. Die Menschen seien „oft von ihren eigenen Problemen und ihrer sozialen Situation erdrückt“, so die Sprecherin der Friedenskoordination. Es sei jedoch wichtig die Reden für diejenigen zu halten, die da seien, „nicht für die vor dem Fernseher“, sagte der Hauptredner der Veranstaltung, PDS-Landtagsmitglied Wolfgang Gehrcke. Er sprach sich vor dem Deserteursdenkmal gegen die hohen Rüstungsetats angesichts sozialer Ungerechtigkeiten aus. Der Potsdamer Ostermarschierer Horst Jäkel sah das genauso. Er wolle durch seinen Ostermarsch auf den Zusammenhang zwischen Rüstung und sozialer Problematik hinweisen. Das Geld fehle jetzt an der Stelle, wo man Jugend und sozial Schwache fördern sollte, sagte er. Wolfgang Gehrke bedauerte anlässlich des bevorstehenden „60. Jahrestags der Befreiung Europas vom Faschismus“ das Erstarken der Rechtsparteien in den Landesparlamenten. „Ich habe schon körperliche Ekelgefühle, wenn ich die DVU-Abgeordneten im Parlament sitzen sehe“, sagte der PDS-Abgeordnete am Rande der Veranstaltung. Er rief die anderen Parteien zu einem „Wettstreit in der Unterstützung der Friedenskoordination“ auf. „Ich würde gerne mal wieder Grüne Fahnen auf einem Potsdamer Ostermarsch sehen“, so Gehrcke.
Jörg Isenhardt
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