
© Manfred Thomas
POTSDAM: Garnisonkirche soll mit Steuergeldern gebaut werden
Der umstrittene Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam könnte zu einem beträchtlichen Teil aus Geldern der öffentlichen Hand bezahlt werden. Es sei denkbar, dass bis zu einem Drittel der auf rund 100 Millionen Euro geschätzten Baukosten aus Fördermitteln zum Beispiel von Stadt, Land, Bund oder der Europäischen Union kommen. Das sagte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam, den PNN.
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Damit rückt die Stiftung erstmals von Aussagen ab, den Aufbau allein aus privaten Spenden stemmen zu wollen.
Man sei klüger geworden, sagte Leinemann. „Es wäre unredlich zu sagen: Wir werden keine Fördermittel anfragen oder ablehnen.“ Demnach könnte ein Drittel der Millionenkosten über kleine und mittlere Privatspenden abgedeckt werden, ein weiteres Drittel wolle man von Mäzenen sammeln, die mindestens 500 000 Euro überweisen müssen, um diesen Status zu erhalten. Die öffentliche Hand würde dann das letzte fehlende Drittel, also rund 33 Millionen Euro, übernehmen können, rechnete Leinemann schon am Dienstagabend in einem vom Deutschlandfunk ausgestrahlten Beitrag vor. Konkrete Fördermittelangebote oder Anfragen gebe es im Augenblick nicht, sagte Leinemann den PNN. „Der nächste bedeutende Schritt muss zunächst aus dem privaten Bereich kommen.“
Bei der Stiftung ist man zuversichtlich, noch in diesem Jahr Spenden von etwa fünf bis zehn Millionen Euro zu erhalten. Mit dem Geld soll zunächst der Aufbau des Kirchturms vorangetrieben werden. Bis zum Jahr 2017 soll der 40 Millionen Euro teure und 88 Meter hohe Turm stehen. Noch wurden erst rund zwei Millionen Euro an Spenden gesammelt.
Dass die öffentliche Hand bei der Finanzierung des Bauwerks eine große Rolle spielen könnte, ist neu. Bislang war lediglich geplant, dass die Stadt Potsdam die Kosten für den Abriss des Rechenzentrums zur Baufeldfreimachung für die Garnisonkirche und die Verengung der Breiten Straße übernimmt. Das Land hatte zudem rund zwei Millionen Euro aus dem ehemaligen DDR-Parteivermögen zur Verfügung gestellt, sowie 77 000 Euro aus Lottomitteln. Mehr Geld soll nicht fließen, hieß es jüngst von Land, Stadt und auch von der Evangelischen Landeskirche. Stiftungschef Leinemann verweist hingegen auf den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden. Dort sei solch eine Drittelung der Kosten erfolgt.
Doch gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche gibt es Widerstand. Der ist vor allem in der Geschichte des Gotteshauses begründet, das mit dem „Tag von Potsdam“ verbunden wird. Am 21. März 1933 gaben sich Adolf Hitler und Reichspräsident Hindenburg hier symbolisch die Hände. Bei einem alliierten Luftangriff am 14. April 1945 wurde die Kirche zerstört und deren Ruine im Juni 1968 auf Beschluss der DDR-Führung gesprengt.
Am Dienstagabend hatte die Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ Befürworter und Gegner des Wiederaufbaus in die Charlottenstraße eingeladen, um dem Radiobeitrag zu lauschen. Lutz Boede von der linksalternativen Fraktion Die Andere bezeichnete Leinemanns Aussage als „skandalös“. Es sei sehr ungewöhnlich, dass ein Kirchenbau aus öffentlichen Geldern bezahlt werden soll.
Für Diskussionsstoff sorgte auch Altbischof Wolfgang Huber: Demnach könnte die Garnisonkirche zu einem Ort werden, an dem „in einer besonderen Form an diejenigen erinnert wird, die in Bundeswehreinsätzen der neueren Zeit ums Leben gekommen sind“, erklärte Huber im Deutschlandfunk. Doch einig scheint man sich darüber selbst bei der Kirche nicht: Juliane Rumpel, Pfarrerin der Garnisonkirchengemeinde, stellte klar, dass die Kirche kein Ort der Ehrung toter Soldaten werden solle. Statt Kriegsgedenken wolle man Militärseelsorge anbieten – „wie in jeder anderen Kirche auch“. Der Historiker Thomas Schubert sieht in der Garnisonkirche einen „Ort der Aussöhnung“. Die Kirche sei nicht allein auf das Militärische fokussiert, erklärten auch andere Gäste.
Um den Aufbau der Garnisonkirche wird seit über 21 Jahren gestritten. Im Oktober 1990 beschlossen die Stadtverordneten, dass die Kirche in einer wirtschaftlich gesicherten Zukunft der Stadt ihren Platz finden werde. So ist an der Breiten Straße bereits ein Torbogen und eine temporäre Kapelle entstanden.
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