Landeshauptstadt: Garnisonkirchenstiftung „Grundlage für Erfolg“
Kirche bekräftigt Vorhaben / Zusage vom Land fehlt
Stand:
Die evangelische Kirche hat die Notwendigkeit einer Trägerstiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche bekräftigt. Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz betonte gestern vor Journalisten, dass die Stiftung „integraler Bestandteil und Grundlage für den Erfolg“ des Wiederaufbauprojekts zugleich sei. Schulz wie auch der Potsdamer Superintendent Bertram Althausen wiesen damit Äußerungen von Innenminister Jörg Schönbohm zurück, der vorgeschlagen hatte, das Bauvorhaben zunächst ohne Stiftung voranzutreiben.
Offenbar verfüge Schönbohm – der neben Ministerpräsident Matthias Platzeck und Bischof Wolfgang Huber zu den Schirmherren des Projekts zählt – „nicht über den notwendigen Kenntnisstand“, erklärte Althausen. So verfolge die Potsdamer evangelische Kirche mit der geplanten Stiftung notwendigerweise das gleiche Modell, das zum Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden führte. Auch dort hätten sich Stadt, Land und die Kirche in die Stiftung eingebracht, die als Eigentümer, Bauherr und Betreiber fungiere. „So ein großes Projekt benötigt eine Rechts- und Trägerstruktur, die das auch verantworten kann“, sagte Schulz.
Von fünf potenziellen Stiftern hätten bislang vier die Bereitstellung von Stiftungsvermögen verbindlich zugesagt, sagte Althausen. Dazu zählen die evangelische Landeskirche, der Kirchenkreis Potsdam und der evangelisch-kirchliche Hilfsverein, die insgesamt 400000 Euro zur Verfügung stellen wollen. Die Stadt Potsdam will das Grundstück am historischen Standort der Barockkirche einbringen.
Nur das Land Brandenburg prüfe noch die angestrebte Beteiligung am Stiftungsvermögen, sagte Schulz. „Wir haben aber alle guten Signale, dass das Geld kommt“, so der Generalsuperintendent. Alle Akteure seien sich immer klar darüber gewesen, dass der Wiederaufbau der Kirche „die Rechtsform der Stiftung bedingt“. Das Land habe sich stets zu dem Projekt an diesem geschichtsträchtigen Ort und dem damit verbundenen Versöhnungsgedanken bekannt, handele somit „aus eigenem Interesse“, betonte Schulz. Allerdings sei noch unklar, wie viel Geld vom Land kommen werde und wann die Zusage zu erwarten sei. Regierungssprecher Thomas Braune erklärte am Abend auf PNN-Anfrage: „Die Entscheidung über Art und Höhe der Unterstützung des Projektes durch das Land ist noch nicht gefallen.“ Althausen stellte klar, dass der Antrag auf Gründung und Genehmigung der Stiftung aber erst möglich sei, wenn das notwendige Stiftungskapital zusammen sei. Er zeigte sich optimistisch, dass damit noch in diesem Jahr zu rechnen sei. Der Wiederaufbau der 1737 eingeweihten Kirche soll bis zu 65 Millionen Euro kosten und bis zum Jahr 2017 vollendet sein.
Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte stellte klar, dass es zwischen der Kirche und dem Förderverein für den Wiederaufbau der Garnisonkirche „nach wie vor eine enge Vernetzung“ gebe. Man verfolge „eng untergehakt“ gemeinsam das gleiche Ziel. Dass der Vorsitzende des Fördervereins, Hans P. Rheinheimer, bei der Werbung um Spenden nicht allein das Nutzungskonzept ins Spiel bringe, sondern laut eigener Aussage „alle Facetten der Motive“ nutzen wolle, sei „legitim“. Es sei eine „Tatsache, dass es unterschiedliche Motive für das Spenden gibt. Wir wollen auch alle einbinden“, erklärte Schulz. Die Spender müssten jedoch immer wissen, wofür sie das Geld geben – „für den Wiederaufbau im Sinne des kirchlichen Nutzungskonzeptes. Und daran wird nicht gerüttelt.“ Das habe ihm Rheinheimer auch ausdrücklich versichert.
Die 1968 gesprengte Kriegsruine soll als offene Stadtkirche, Symbolkirche und Internationales Versöhnungszentrum wiedererrichtet werden. Schütte sagte, dass es in diesem Jahr Projekte praktischer Versöhnungsarbeit geben werde. Doch das Versöhnungszentrum sei an den Wiederaufbau der Kirche gebunden. Das Versöhnungszentrum gehöre an diesen Ort der Toleranz und des preußischen Militarismus – die Kirche wiederum brauche das Versöhnungszentrum. Schulz: „Die Zeit ist reif für die Stiftung.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: