
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Garten statt Beton
Start für Umbau der Konrad-Wolf-Allee in Drewitz / Wohnungsbauförderung nur teilweise sicher
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Drewitz - Mit einem Bagger-Aushub und einem Gartenfest startete am Samstag der Umbau der Konrad-Wolf-Allee zu einem zentralen Park im Stadtteil Drewitz. In einem reichlichen Jahr soll aus der jetzigen Betonpiste ein Park mit Grün- und Freiflächen sowie Wasserbecken und Café entstehen.
Oberbürgermeister Jann Jakobs steigt als erster in das Cockpit des Baggers und steuert die riesige Schaufel routiniert zum ersten „Spatenstich“. Klaus Mohrholz-Wensauer folgt dem Stadtoberhaupt im zweiten Arbeitsschritt beim Ausheben der ersten Pflanzgrube. Der Ortsverbandsvorsitzende der Linken war vor zwei Jahren zum Vorsitzenden der Bürgervertretung der Gartenstadt Drewitz gewählt worden.
„Ich bin froh, dass es endlich losgeht“, sagt Hannelore Schink am dicht umlagerten Stand der Bürgervertretung, an dem Karten und Bilder der künftigen Gartenstadt ausliegen. „Die Umgestaltung erhöht den Wohnwert des Gebietes enorm“, ist Schink überzeugt. Viele Anwohner seien noch uninformiert. An der Wahl der Bürgervertretung, an der alle Drewitzer ab 16 Jahren teilnehmen konnten, hatten sich aus dem Zehntausend-Einwohner-Stadtteil nur 279 Wahlberechtigte beteiligt.
Kritik übt Schink an der unzureichenden Bauvorbereitung durch die Stadt. „Die Verwaltung hat sich nicht an die Absprachen gehalten“ und die Sperrung der Konrad-Wolf-Allee nicht ausreichend markiert. Die Nebenstraßen wie die Sternstraße würden vom Durchgangsverkehr unzumutbar belastet. „Es war vereinbart, für den Bus eine Baustellenschranke einzurichten, aber das ist nicht geschehen“, moniert Bürgervertreter Alexander Frehse.
Laut Mohrholz-Wensauer werde erst 2015 über die endgültige Straßennutzung entschieden. Nach Vorstellungen des früheren Bürgeraktivs und der jetzigen Bürgervertretung sollte der Hauptverkehr über eine kombinierte Auto- Tram-Straße verlaufen. Deren Umbau sollte 1,8 Millionen Euro zusätzlich kosten. Außerdem hätte die Stadt die Rückzahlung von Fördermitteln riskiert. Daher erfolgt nach den jetzigen Plänen die Hauptführung des motorisierten Verkehrs über die Anliegerstraßen nahe an den Häuserblocks. Die dortigen kostenlosen Parkplätze werden durch kostenpflichtige in der Nähe ersetzt. 10 bis 15 Euro solle das pro Stellplatz kosten.
Gestern ebenfalls vor Ort waren die Geschäftsführerin der Gewoba Wohnungsverwaltungsgesellschaft, Christiane Kleemann, und die Leiterin der Mieterberatung für die Gartenstadt Drewitz, Anne Klitzing. Parallel zum Umbau der Konrad-Wolf-Allee saniert die Gewoba die dortigen Plattenwohnungen. Die ersten zweihundert Bewohner mussten bereits ihre Häuser verlassen. Derzeit finden Teil-Abrisse statt, um die Aufzüge einbauen zu können. Klitzing nennt die Hauptsorgen der Betroffenen: Werde ich die Wohnung künftig bezahlen können? Wie sieht der Grundriss aus und passen meine Möbel noch hinein? Wer kommt für die Kosten der Umzüge auf? „Wir wollen niemanden verdrängen“, versichert Kleemann. Bisher konnten die Bewohner erfolgreich wohnortnah umgesetzt werden; die Umzugskosten übernehme die Gewoba.
Zu den Mieten äußerte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) von der Bühne, dass diese nach der Sanierung für die Alt-Mieter auf 5,50 Euro kalt pro Quadratmeter „gedeckelt“ seien. Das sei durch eine Wohnungsbauförderung des Landes möglich. Laut Kleemann sei diese bisher nur für 120 Wohnungen zugesagt. „Da müssen wir noch etwas baggern“, äußerte sich Jakobs optimistisch. Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke): „Wir müssen versuchen, in die nächste Förderperiode 2013 bis 2014 hineinzukommen.“
Jakobs erwähnte in seiner Eröffnungsrede, dass es nicht nur um mehr Grün und besseres Wohnen, sondern um das ehrgeizige Projekt eines Null-Energie-Stadtteils gehe. Wie berichtet hatten dazu im Mai die Stadtverwaltung, die Pro Potsdam und die Stadtwerke eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Auf dem Gartenfest nannte Jakobs in diesem Zusammenhang den geplanten Bau eines Blockheizkraftwerkes.
Günter Schenke
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