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Landeshauptstadt: Gärten zum Wohnen am Nikolaisaal

Investor Artprojekt errichtet bis Ende 2014 ein Nobelquartier in der Innenstadt. Einige Anwohner üben Kritik

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Innenstadt - Das derzeit größte Wohnungsneubauprojekt in der Potsdamer Innenstadt hat begonnen. Bis Ende 2014 will der Berliner Investor Artprojekt auf der 6000 Quadratmeter großen Brache hinter dem Nikolaisaal das Nobelquartier „Nikolaigärten“ verwirklichen. Das 20-Millionen-Euro-Vorhaben umfasst insgesamt 14 Stadthäuser und drei Mehrfamilienhäuser, die im Karree zwischen Wilhelm-Staab-, Yorck-, Dortu- und Charlottenstraße entstehen sollen.

Die Baugrube sei nahezu ausgehoben, mit dem Rohbau wolle man bis zum Winter möglichst weit kommen, sagte Artprojekt-Geschäftsführer Thomas Hölzel am Donnerstag den PNN. Rund ein Drittel der 36 Wohnungen sei bereits verkauft. Ihre Größen variieren zwischen 49 und 186 Quadratmetern, die Einfamilienhäuser haben Wohnflächen von 145 bis 180 Quadratmetern. Zwischen 3000 und 3600 Euro pro Quadratmeter müssen Interessenten für eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus auf den Tisch legen. Laut Hölzel lege Artprojekt viel Wert auf die Tatsache, dass das gesamte Bauvorhaben als Mehrgenerationen-Wohnprojekt angelegt ist. Oberirdische Parkplätze gibt es nicht, dafür eine Tiefgarage mit Platz für 48 Autos. Die Zufahrt erfolgt über die Dortustraße, sodass die Autos nicht durch den Hofbereich müssen. Die Außenanlagen sollen „üppig durchgrünt“ sein und Fußgängern vorbehalten bleiben, heißt es.

Das geplante Ensemble mit seinen vierstöckigen Häusern im mediterranen Stil hatte wie berichtet auch im Gestaltungsrat Anklang gefunden, jenem mit renommierten Architekten besetzten Gremium, das die Stadtverwaltung bei wichtigen Bauprojekten berät. Die Gebäude seien klar gestaltet, das Gesamtkonzept passe zum Standort, so der Tenor im Rat. Gelobt wurde auch die intensive Auseinandersetzung mit Details – Artprojekt ließ für die Gebäude eigene Türen, Klinken und Außenlampen designen.

Bei einigen Anwohnern stößt das Vorhaben allerdings nicht auf Gegenliebe. Im Gegenteil, es werden massive Vorwürfe laut: Die geplanten Neubauten drängen sich zu dicht an die bestehende Bebauung – Flair und Charakter des Karrees würden zerstört. Zudem argwöhnen einige Anwohner, dass über die erlaubten Baugrenzen hinaus gebaut werden würde bzw. die in den aktuellen Bauplänen skizzierten Gebäudelinien von den Festlegungen im ursprünglichen Bebauungsplan abweichen würden. Gewinnmaximierung auf Kosten der Anwohner und der städtebaulichen Qualität lautet ein weiterer Vorwurf. Zudem seien die geplanten Rettungswege für Feuerwehr und Krankenwagen nicht praktikabel oder zu eng.

Hölzel weist die Vorwürfe zurück. Zwar räumte er ein, dass es bei drei Anwohnern Aufregung um die Baugrenzen gegeben habe. Schuld daran sei ein Fehler des amtlichen Vermessers gewesen, der „die B-Plan-Grenzen falsch in den von uns korrekt geplanten Bauantrag übertragen“ habe. Dieser Fehler sei inzwischen behoben, die vorgeschriebenen Abstände würden alle eingehalten. Auch von einer Gewinnmaximierung könne keine Rede sein, so Hölzel. Zugunsten höherer städtebaulicher Qualität, mehr Freiräumen und Belichtung habe Artprojekt sogar auf die Bebauung von 1200 Quadratmetern Fläche verzichtet. Davon würden nicht zuletzt auch die nördlich der Nikolaigärten lebenden Nachbarn profitieren. Die Baufelder des B-Plans würden ebenfalls unterschritten, um insgesamt 460 Quadratmeter. Dies schaffe für alle Anwohner „eine deutlich höhere Qualität des Innenblocks“, so Hölzel. Die Rettungswege seien mit den Behörden der Stadt und der Feuerwehr abgestimmt und genehmigt, erklärte der Artprojekt-Geschäftsführer.

Die meisten Anwohner freuten sich darüber, dass die Brache in ihrem Karree endlich verschwinde, so Hölzel. Nicht zuletzt mit dem benachbarten Nikolaisaal gebe es ein „hervorragendes Einvernehmen“. Mit den Verantwortlichen der städtischen Kultureinrichtung wolle das Unternehmen demnächst sogar ein eigenes Kunstprojekt auf den Weg bringen, sagte Hölzel.

Das Areal neben dem Nikolaisaal diente viele Jahre lang – und noch bis vor Kurzem – als wilder Parkplatz. 2007 wurde es geräumt und vom damaligen Eigentümer, der Baywobau GmbH, eingezäunt. Bereits damals hatte es Spekulationen um eine mögliche Bebauung der Brache gegeben. Ein Bebauungsplan von 1997 sah noch drei- bis viergeschossige Wohnungsgebäude vor – die allerdings von der Baywobau nie realisiert wurden. Zu DDR-Zeiten befanden sich auf dem Gelände zwei Fabriken für Kindernahrung und für Armaturen.

Der neue Eigentümer des Geländes, Artprojekt, wurde 1985 in München gegründet und ist seit 1995 auch in Berlin aktiv. Die Firma entwickelte unter anderem das zweifach preisgekrönte Loftprojekt „Paul-Lincke-Höfe“ und die „Prenzlauer Gärten“, Berlins erstes Townhouse-Projekt. Nach eigenen Angaben hat Artprojekt deutschlandweit bislang Vorhaben mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 400 Millionen Euro auf den Weg gebracht.

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