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Gartenenthusiastin. Die Potsdamer Gartenbuchautorin und Journalistin Christa Hasselhorst in ihrem Garten auf Hermannswerder.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Gartenkunst und Gartenglück

Christa Hasselhorst ist passionierte Gärtnerin, Buchautorin und Journalistin

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In Lilatönen leuchten die kleinen Blüten auf den hohen Stängeln des Tellerschleierkrauts. Auch die Clematis, die am Spalier emporrankt, blüht üppig im schönsten Violett. Und lilafarben ist auch das Kleid, das die Besitzerin des kleinen Gartens, der vom dichten Laubdach einer großen Eiche beschattet wird, trägt. „Ich mag die Farbverläufe von Weiß über Blau bis Violett und Purpur“, sagt die Potsdamer Journalistin und Buchautorin Christa Hasselhorst, deren große Passion seit mehr als zehn Jahren Gärten und Parks sind. Bisher veröffentlichte die Autorin, die auf Hermannswerder lebt, sieben Gartenbücher. Zwei von ihnen wurden mit dem Deutschen Gartenbuchpreis prämiert.

Zu verdanken hat sie die Leidenschaft für alles Grüne und Blühende einem Tier. „Im Jahr 2000 bin ich nach Potsdam in die Lennéstraße gezogen, und damit fing alles an“, erzählt Christa Hasselhorst, die zuvor in Hamburg und Berlin lebte. Mit ihrem Jack-Russell-Terrier Carlos ging sie häufig im angrenzenden Schlosspark spazieren. „Acht Jahre lang bin ich mindestens zweimal täglich, bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit, durch den Park gegangen“, so Hasselhorst. In dieser Zeit habe sie den Park immer mehr schätzen und lieben gelernt und war immer wieder aufs Neue von der Vielfalt, die sich ihren Augen bot, fasziniert. „Ich bin süchtig geworden, ich bin Parkomanin geworden“, sagt sie schmunzelnd.

Jack-Russel-Terrier Carlos ging eines Tages, aber die Liebe zu den Gärten blieb. Zugleich erwachte auch der Wunsch der Journalistin, denjenigen ein Denkmal zu setzen, die die berühmten Parkanlagen Europas schufen, durch die jedes Jahr Millionen von Besuchern lustwandeln. „Jeder weiß, wer Friedrich der Große ist, aber wer den Schlosspark von Sanssouci in großen Teilen geschaffen hat, weiß kaum jemand.“ Das habe sie geärgert, sagt Christa Hasselhorst. Kurzerhand begann sie ihr erstes Gartenbuch zu schreiben. Der 2004 erschienene Band „Meister der Gartenkunst“ portraitiert 17 einst berühmte, heute oft in Vergessenheit geratene europäische Gartenkünstler aus fünf Jahrhunderten. Peter Joseph Lenné setzt die Autorin darin ebenso ein Denkmal wie dem Schöpfer des Schlossparks von Versailles, André Le Nôtre.

Dem ersten Buch folgten weitere über Gärten und ihre Besitzer. Jüngst erschien das siebente. „Eden auf Erden: Die Liebe zwischen Mensch und Garten“ widmet sich berühmten, weniger berühmten und verwilderten Gärten, erzählt von Gartenexzentrikern, Enthusiasten und Michelle Obama, die auf dem Englischen Rasen des Weißen Hauses ein Gemüsebeet anlegte, gibt kurzum historische und aktuelle Einblicke in die facettenreichen Beziehungen zwischen Menschen und ihren Gärten.

Sind Gärtner die glücklicheren Menschen? „Auf jeden Fall die zufriedeneren“, ist Christa Hasselhorst, die sich selbst als „passionierte Dilettantin“ bezeichnet, überzeugt. Das Gärtnern habe etwas Meditatives, Ursprüngliches und jeder könne dabei kreativ werden. „Es ist ein Erlebnis, mit den bloßen Händen in der Erde zu wühlen, die Wurzeln zu spüren, die Stiele, die Blüten, einfach alles. Dieser direkte Bezug zur Natur ist uns in unserer hoch komplexen, hoch technisierten Welt abhanden gekommen“, so Hasselhorst. So verwundert es denn auch nicht, dass Gärtnern zunehmend im Trend liegt. „Die Sehnsucht nach Gärten nimmt zu“, weiß Christa Hasselhorst, die mit der Agentur art:berlin auch als Gartenführerin in Privatgärten in Berlin und Potsdam in Aktion tritt und sich in der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V. engagiert. Die Besucherzahlen bei Gartenführungen und -messen steigen, Gartenfestivals boomen, in den Buchhandlungen führt Gartenliteratur längst kein Nischendasein mehr. Neue, ungewöhnliche Formen des Gärtnerns werden salonfähig. Seien es das Guerilla Gardening, in dem sich Anwohner verwaister öffentlicher Grünflächen annehmen und diese mit Sonnenblumen verschönern, Gemeinschaftsgärten, die offen für jedermann sind, oder bereits bestellte Beetflächen, die gemietet, gepflegt und beerntet werden können. „Diese Entwicklung finde ich besonders spannend“, so Hasselhorst, denn hier rücke das Besitzdenken in den Hintergrund.

Gärtnern und solchen, die es werden wollen, rät sie: möglichst viele Gärten in natura ansehen, Gartenbücher lesen, Kombinationen ausprobieren. „Es wird meistens sowieso alles ganz anders als man es sich vorstellt“, so Hasselhorst, denn auch in Gärten wirke die Natur, füge hier und dort etwas hinzu, lasse anderes nicht so wachsen wie geplant. Die Größe des Gartens sei für seine Schönheit entscheidend. „Es gibt ganz große Gärten, die sind unheimlich langweilig und steril, und es gibt ganz kleine Vorgärten, die ein Fest sind, weil sie ganz kunstvoll, ästhetisch und originell gestaltet sind.“

Eine ausgesprochene Lieblingspflanze hat die Gartenliebhaberin nicht, „dazu gibt es viel zu viele Schönheiten“. Für Duftrosen schwärmt sie, Madonnenlilien, Funkien und Hortensien gehören zu den Favoriten. Doch eine Einschränkung gibt es: „Gelb kommt mir nicht in den Garten, das mag ich einfach nicht.“

Heike Kampe

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