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Volles Haus. Rund 200 Drewitzer besuchten am Mittwochabend die Bürgerversammlung zur Gartenstadt. Abermals hagelte es Proteste gegen das Konzept.

© Sebastian Gabsch

Landeshauptstadt: Gartenstadt mit Rheumatismus-Leiden

Weiterhin erbitterter Widerstand gegen ökologischen Umbau von Drewitz

Von Peer Straube

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Drewitz - Gartenstadt – ja, nein, oder ein bisschen? Nach wie vor stehen sich die Lager im Streit um den ökologischen Umbau des Plattenbaustadtteils mit der Konrad-Wolf-Allee als grüner Oase unversöhnlich gegenüber. Auch die Bürgerversammlung mit rund 200 Teilnehmern am Mittwochabend in der Turnhalle der Priesterweg-Grundschule brachte keine Einigung.

Teilweise streiften die Diskussionsbeiträge der Anwesenden die Grenze des Absurden. Etwa, als eine Rentnerin die Frage aufwarf, ob sich das beauftragte Landschaftsplanungsbüro denn überhaupt mit dem Tropeninstitut in Hamburg in Verbindung gesetzt habe. Eine neue Mückenart sei auf dem Vormarsch, die einen Virus übertrage, der Schmerzen wie beim Rheuma verursache. „Stillstehende Gewässer sind ja Brutstätten für Mücken“, erklärte sie mit Blick auf ein geplantes Wasserbecken im Park, der aus der Konrad-Wolf-Allee werden soll. Ein anderer Drewitzer entwickelte die Verschwörungstheorie, der geplante Konrad-Wolf-Park sei nur eine vorgezogene Ausgleichsmaßnahme für ein Kraftwerk, das Gerüchten zufolge neben dem Havel-Nuthe-Center gebaut werden solle.

Allein diese Beispiele machen deutlich, wie schwer es die Bauverwaltung hatte, für das Konzept einer Gartenstadt zu werben. Eine Computersimulation, die den Konrad-Wolf-Park aus der Vogelperspektive zeigte, vermochte es nicht, den Anwesenden das Projekt schmackhaft zu machen. Vielmehr erzürnte die Anwesenden der Wegfall vieler Parkplätze vor ihrer Haustür, die zum Teil stattdessen in die Innenhöfe verlegt werden sollen. Dies ist nötig, weil die Parkplatz-Erschließungsstraßen in der Konrad-Wolf-Allee nach derzeitigen Plänen künftig als Einbahnstraßen geführt werden sollen. Dass dann die Autos statt wie bisher in der Mitte der Konrad-Wolf-Allee direkt an den Häusern entlang fahren, sei „totaler Schwachsinn“, erboste sich ein Bürger unter starkem Beifall.

Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) brach am Ende der dreistündigen Veranstaltung noch einmal eine Lanze für die Gartenstadt. Er verwies auf den einstimmigen Stadtverordnetenbeschluss, das Konzept umzusetzen, dessen „integraler Bestandteil“ der Konrad- Wolf-Park sei. Die Bürger hätten die Möglichkeit, dabei mitzuwirken – über die Betroffenenvertretung, die alle Drewitzer per Briefwahl bis zum 28. Mai wählen können. Als einziger Stadtteil habe Drewitz eine negative soziale Entwicklung genommen, so Klipp. Diese sei nur zu stoppen, wenn der Stadtteil „grundsätzlich umgestaltet“ werde.Peer Straube

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