zum Hauptinhalt

Von Juliane Wedemeyer: Gas wird billiger

Stadtwerke-Konkurrent senkt Preise / EWP will nachziehen / Lieferant VNG verkauft seit Januar günstiger

Stand:

Die Potsdamer Stadtwerke geraten unter Preisdruck. „Günstiger als wir selbst müssen wir nicht unbedingt sein“, hatte Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen 2008 hinsichtlich der Potsdamer Gaspreise gesagt – damals war sein Unternehmen noch der günstigste Gasanbieter in der Stadt. Aber seit der Gaspreiserhöhung der Stadtwerke im Januar und der Senkung anderer Anbieter ist das vorbei. Potsdamer können sich inzwischen bei drei anderen Anbietern billiger Gas bestellen. Ziehen die Stadtwerke nun nach und passen die eigenen Preise an? Das wollte Paffhausen gestern weder bestätigen noch dementieren.

Aus Unternehmenskreisen hieß es aber, eine Senkung sei wahrscheinlich. Laut Stadtwerkesprecher Stefan Klotz werde diese gerade geprüft. Im Februar würde der Aufsichtsrat darüber beraten. „Danach werden wir darüber informieren, ob wir die Preise senken, wann das sein und wie hoch diese Preisanpassung ausfallen wird“, sagte Klotz den PNN. Auch im Aufsichtsrat der Stadtwerke tochter EWP geht man davon aus, dass der Gaspreis sinken wird. Denn die neue Preisgestaltung hänge vor allen von den Bezugskosten ab. Und die dürften bereits Anfang des Jahres gesunken sein. Denn der Gaspreis auf dem Weltmarkt ist an den Ölpreis gekoppelt. Und das Öl ist seit dem zweiten Halbjahr 2008 immer billiger geworden.

Die Potsdamer Stadtwerke beziehen ihr Gas von der „VNG-Verbundnetz Gas AG in Leipzig“ – genau wie ihr Konkurrent, die „Havelländischen Stadtwerke“. Die beliefern nicht nur rund 54 Städte im Havelland, sondern auch rund 1900 Haushalte in Potsdam. Bei den Havelländischen Stadtwerken, kurz Havelgas, kostet das Gas schon seit dem 1. Januar weniger. Der Grund: Die VNG habe die Einkaufspreise schon damals wegen der Ölpreisbindung gesenkt. „Und wir haben die niedrigeren Bezugskosten Eins zu Eins an unsere Kunden weitergegeben“, erklärte Geschäftsführerin Monika Weihrauch.

Die zweite Preissenkung für Havelgaskunden soll es im April geben, um etwa 13 Prozent. Statt 6,74 Cent pro Kilowattstunde zahlen die Potsdamer dann für das havelländische Gas nur noch 5,75 Cent. Zum Vergleich: Bei den Stadtwerken kostet die Kilowattstunde derzeit ab 7,616 Cent. Kunden hat die Havelgas vor allem in den fünf neuen Ortsteilen, die die Firma auch vor der Eingemeindung 2005 mit Gas versorgte. Dort kaufen 90 Prozent aller Haushalte bei Havelgas. Allerdings hätten laut Weihrauch auch schon etwa 40 ehemalige Stadtwerke- Kunden aus dem Potsdamer Stadtkern zu ihrer Firma gewechselt.

Laut dem Internet-Preisvergleich-Portal „Verivox“ ist in Potsdam der Lieferant „enviaM“ mit 1494 Euro Brutto für einen Einfamilienhaushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden pro Jahr am günstigsten. Den zweiten Platz des Potsdamer Preisrankings belegt „E wie einfach“ mit 1530 Euro für dieselbe Leistung. An dritter Stelle folgen die Havelländischen Stadtwerke mit 1619 Euro. Stadtwerkekunden zahlen dagegen 1646,96 Euro jährlich für 20 000 Kilowattstunden Verbrauch.

Die Havelgas wurde nach der Wende von havelländischen Kommunen gegründet und 1994 privatisiert. Mittlerweile verkaufen sie ihr Gas an 24 112 Haushalte in 54 brandenburgischen, aber vereinzelt auch in westdeutschen Städten wie Hamburg, sagte Weihrauch.

Die EWP hat ungefähr genauso viele Gaskunden, nämlich 25  000. 2007 zahlten diese übrigens noch mehr als die meisten anderen Gasverbraucher in Brandenburg. Die Potsdamer Stadtwerke gehörte vor zwei Jahren noch zu den sechs teuersten von 30 Anbietern im Land. In Sachen Wohnnebenkosten zählt Potsdam laut aktuellen Rankings ohnehin zu den teuersten deutschen Großstädten.

Juliane Wedemeyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })