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Sport: Geboren aus der Not

Durch die Sperrung der Hallen am Luftschiffhafen kennen sich die Eltern vieler Schwimmer jetzt besser. Einige haben für den 29. Juni ein Sommerfest organisiert. Auch Britta Steffen hat ihr Kommen zugesagt

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Ja, bestätigt Nikola Holle-Spiegel, Mutter von zwei jungen Schwimmern : Ohne die plötzliche Schließung der Schwimmhalle am Luftschiffhafen im vergangenen Dezember würde es jenes Sommerfest am 29. Juni, das zugleich eine Premiere ist, nicht geben. Die plötzlich für schwerwiegend gehaltenen Mängel in der Dachkonstruktion zwangen Leistungs- und Breitensportler zum Ausweichen in andere Schwimmhallen Potsdams. Und es zwang Sportler und deren Eltern dazu, sich gegenseitig zu informieren. Noch heute stehen laut Holle-Spiegel rund 800 Adressen im Mail-Verteiler der Initiative „Pro Luftschiffhafen“.

„Aus einer Not entstehen solche Dinge“, sagt Holle-Spiegel am Montag auf einer Pressekonferenz, in der die Organisatoren des Benefiz- und Sommerfestes am 29. Juni im Luftschiffhafen das Programm vorstellten. Die Not war groß, und sie ist es immer noch.

Rund 350 von rund 1000 Schwimmern haben dem Potsdamer Schwimmverein (PSV) im OSC Potsdam in den vergangenen sechs Monaten den Rücken gekehrt. Es ging quer durch alle Altersklassen, sagt Trainer Rainer Welke, Senioren sind ebenso darunter wie Kinder, die gerade die Anfängerkurse absolviert hatten, aber wegen der Hallensituation nicht mehr wiederkamen. „Dieses halbe Jahr werden wir in drei bis vier Jahren spüren“, ist sich Welke sicher.

Auch für die Vereinsfinanzen blieb die Hallenschließung nicht ohne Folgen. Auf etwa 5000 Euro beziffert Michael Prenz die fehlenden Mitgliedsbeiträge pro Monat, einen Notfallplan gab es nur bis Juli. „Bei 12 oder 16 Monaten Schließung hätte man sich vom Schwimmen verabschieden können“, sagt Prenz, und wohl auch von anderen Sportarten; dann hätte man aus dem Gelände ein „modernes Fitnessstudio“ machen können.

So weit ist es nicht gekommen, seit vergangener Woche ist die Schwimmhalle wieder geöffnet. Die Mitglieder sind zwar noch nicht so schnell zum PSV zurückgekommen; geblieben ist aber etwas anderes: die Vernetzung der ehemals Überrumpelten und Ratlosen untereinander. Rund 50 von ihnen tragen zu dem Fest unter dem Motto „Große Potsdamer für kleine Potsdamer“ etwas bei, zehn bilden den engeren Kern der Organisatoren.

Natürlich steht beim Sommerfest das Schwimmen im Mittelpunkt. Für einen ungewöhnlichen Staffelwettbewerb suchen die Organisatoren Sponsoren, die diese Teams „kaufen“. Die Zweierstaffeln bestehen „aus einem großen und einem kleinen Schwimmer“, sagt Nikola Holle-Spiegel. Sie treten im Freien im K.o.-System gegeneinander an, bis ein Sieger feststeht. Dabei können die Schwimmer selbst entscheiden, ob zuerst der junge oder zuerst der ältere Sportler startet.

Prominete Unterstützung haben sich die Veranstalter bereits gesichert. Yannick Lebherz, einer der derzeit schnellsten deutschen Schwimmer, wird ebenso mit einem jungen Nachwuchsschwimmer starten wie Britta Steffen, die zweifache Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin, die ihre Karriere im vergangenen Jahr beendet hat. Sie wird auch ein „VIP-Training“ anbieten. Auch für eine Zusage von Paul Biedermann, dem Weltrekordhalter über 200 und 400 Meter Freistil, sind die Veranstalter optimistisch. Auf die jungen Schwimmer sieht Marion Gehrke, Mitorganisatorin und ebenfalls Mutter zweier Schwimmer, im gemeinsamen Wettbewerb mit den Vorbildern ein „einmaliges Erlebnis“.

Der ungewöhnliche sportliche Wettkampf soll nicht der einzige Anziehungspunkt an jenem Sonntag sein. Bei Live-Musik und freiem Eintritt wird zwischen 11 und 18 Uhr im Luftschiffhafen ein Seepferdchenschnupperkurs angeboten, viele Stände werden aufgebaut sein. Ziel sei, nicht nur Schwimmer mit dem Sommerfest zu erreichen, sagte Nikola Holle-Spiegel. Die Schirmherrschaft hat mit Andreas Klemund der Geschäftsführer der Luftschiffhafen Potsdam GmbH übernommen. Mit den Einnahmen sollen Kinder zwischen 6 und 15 Jahren unterstützt werden – bei der Bezahlung von Startgeldern und Wettkampfreisen oder auch von Ausrüstung.

Derweil erzürnt ein anderer Punkt die Schwimmer. Der Wegfall kostenfreier Parkplätze auf dem Gelände, die mit der Eröffnung des kostenpflichtigen Parkhauses im August einhergehen soll, stößt bei Trainer Rainer Welke auf Ablehnung. Kostenfreies Parken müsse mindestens eine Stunde lang möglich sein, sagt er am Montag. Diese Zeit sei nötig, um Kinder vom Training abzuholen und sich mit dem Trainer auszutauschen, sagt Welke. Für Senioren, vermutet Welke, sei auch die eine Stunde fast zu kurz.

Ingmar Höfgen

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