Landeshauptstadt: Gebrannt – in Rot, Blau und Gold
Nachbildung von Fliesen aus dem Maurischen Kabinett als Pfingstberg-Souvenir
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Nachbildung von Fliesen aus dem Maurischen Kabinett als Pfingstberg-Souvenir In Rot, Blau und Gold, Weiß, Türkis und Schwarz leuchten auf dem Pfingstberg die 1200 Fliesen, mit denen König Friedrich Wilhelm IV. einst das Maurische Kabinett am Aufgang zum Ostturm des Belvederes auskleiden ließ. Das Gemach im Stile der Alhambra sei „mit bunten glasirten Thonmosaiken bekleidet“, schrieb 1854 August Kopisch in seinem Werk über die Potsdamer Schlösser und Gärten. In den drei erstgenannten Farben, die zudem mit einem achteckigen Stern in zwei diagonal übereinander gestellten Quadraten ornamental reich geschmückt sind, kann der Besucher die Fliesen jetzt als Souvenir mit nach Hause nehmen. Gestern wurden sie durch den Vorsitzenden des Fördervereins Pfingstberg, Wieland Eschenburg, vorgestellt. Die Schmuckstücke liegen mit einem Begleittext in einem Kästchen und sind für 48 Euro zu haben, die goldenen kosten 52 Euro. Die Keramikfliesen, deren Glasur Farbe für Farbe einzeln aufgebracht wird, wurden in Handarbeit in Meißen durch die Firma Porzellanveredlung Steffen Richter hergestellt. Richter hatte bereits bei der Konservierung und Teilrestaurierung des Maurischen Kabinetts den Wandschmuck glasiert. Die Fliesen selbst waren in der Sieversdorfer Ziegelei „Golem“ gebrannt worden. Für die Versuchs- und Musterbrände ging fast ein Jahr ins Land, ehe Farbton, Geometrie, Oberfläche und Glanz den Originalen entsprachen. Dass die Wandverkleidung des Kabinetts überhaupt wiederhergestellt werden konnte, ist auch Potsdamern zu verdanken, die nach einem Zeitungsaufruf Originalfliesen zur Verfügung stellten. Sie hatten sie nach dem Krieg aus der Ruine des Belvederes geborgen. Andere Originale wurden bei der Wiederherstellung des Pfingstbergparks ausgegraben. Sie waren mit zur Verfüllung von Schützengräben verwendet worden. Von den in Türkis gehaltenen Innenfeldern der Mosaiken konnte nur noch eine einzige Fliese aufgefunden werden. Zu Hilfe kamen den Restauratoren auch Fotos, die durch einem Privatmann 1944 vom Maurischen Kabinett aufgenommen worden waren. Die wenigen Originalfliesen wurden wieder mit eingebaut. Wer genau hinsieht, erkennt sie an den kleinen Rissen und Beschädigungen. Hersteller war die damals berühmte Berliner Tonwarenfabrik von Tobias Christoph Feilner. Der Keramiker, der seine künstlerische Ausbildung bei keinen Geringeren als Schadow und Schinkel erhielt, ist als einer der Väter des „Berliner Ofens“ bekannt geworden, dessen weiße Kacheln aus Veltener Ton gebrannt wurden. Den Erlös aus dem Fliesenverkauf stellt der Förderverein Pfingstberg, wie stets, der weiteren Restaurierung des Aussichtsschlosses zur Verfügung. Sie nähert sich mit der Wiederherstellung der Flügelmauern des Vorhofes ihrem Ende. Bis Frühjahr 2005, erklärte der zuständige Bauleiter der Stiftung Schlösser und Gärten, Detlef Röper, werden die Arbeiten planmäßig abgeschlossen. Damit ist dem Pfingstberg-Vereins die Wiederherstellung eines Baudenkmals gelungen, dessen Rettung noch 1989 aussichtslos erschien. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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