Landeshauptstadt: Gedenken an 17. Juni 1953, keine Wiesner-Ehrung

Künftig wird es Straßen mit den Namen von Potsdamer Partnerstädten geben. Im jüngsten Kulturausschuss wurde entschieden, den Namenspool für die Benennung neuer Straßen aufzustocken. Ebenso könnte es bald eine „Straße des 17. Juni“ geben – oder ein Denkmal, das an den Arbeiteraufstand von 1953 erinnert. Der Antrag, basierend auf einer Idee von Jürgen Graalfs, eine Straße so zu nennen, wurde zunächst von der Verwaltung zerredet. Es könnte für Rettungsfahrzeuge zu Verwechslungen mit der gleichnamigen Straße in Berlin kommen. Die Verwaltung wurde daraufhin beauftragt, nachzubessern und einen Finanzplan für Denkmal und Straße zu erarbeiten. Keine Straße wird es geben mit dem Namen von Otto Wiesner. Vor zwei Jahren hatte die Fraktion Die Linke einen Antrag auf Ehrung Wiesners anlässlich des 100. Geburtstages des Potsdamers gestellt. Wiesner wurde aufgrund seines aktiven Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verfolgt und verbrachte elf Jahre im Zuchthaus und in KZs. In der DDR engagierte er sich für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft und bis ins hohe Alter für den Antifaschismus. Allerdings, so wurde in einem wissenschaftlichen Gutachten nachgewiesen, war Wiesner als Mitglied der Landesparteikontrollkommission von 1948 bis 1953 an Schauprozessen gegen Menschen mit abweichenden politischen Meinungen beteiligt und habe vermutlich auch persönlich Menschen denunziert, heißt es. „Ich schäme mich für diesen Antrag“, sagte Hans-Wilhelm Dünn (CDU). „Er wurde vom Opfer zum Täter“, fasste Till Meyer (SPD) die Problematik zusammen. Karin Schröter (Die Linke) gab zu bedenken, dass auch Menschen mit gebrochenen Biografien einen Platz im öffentlichen Gedenken haben sollten. spy