Landeshauptstadt: Gedenken an die Kriegstoten
Fast 200 Potsdamer ehrten am Volkstrauertag die Opfer von Krieg und Gewalt
Stand:
Teltower Vorstadt / Innenstadt - Das Lied vom „guten Kameraden“ erklang über den Neuen Friedhof, eine Ehrenwache der Bundeswehr hatte Aufstellung genommen. An der Kriegsgräberstätte legten Landtagspräsident Gunter Fritsch, Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD) Kränze nieder. Fast 200 Potsdamer waren am vergangenen Samstag der Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gefolgt, zum Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken.
Dazu zählen die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ebenso wie die Gefallenen der beiden Weltkriege und die Toten der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs. Für sie wurden in den 1990er Jahren auf dem Neuen Friedhof an der Heinrich-Mann-Allee das Bombenopferfeld I, auf dem 330 Kriegstote der Angriffe bis zum Jahr 1943 ruhen, mit Granitkreuzen, sowie das Feld II mit 1311 Toten mit Grabstelen ausgestattet.
Eine Gegenveranstaltung zum offiziellen Gedenken fand diesmal nicht statt. Sie war in den vergangenen Jahren durch die Fraktion Die Andere, die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär und andere Gruppen am Gedenkstein für die 300 während des Krieges in Potsdam verstorbenen ausländischen Zwangsarbeiter organisiert worden und schloss die gefallenen Soldaten und die Bombenopfer von der Ehrung aus. Dennoch gab es auch diesmal ein Gedenken am Zwangsarbeiter-Stein. Dazu waren polnische und französische Jugendliche nach Potsdam gekommen, die sich an den vom Volksbund veranstalteten internationalen Workshops zur Herrichtung von Kriegsgräberstätten in Moreuil (Frankreich) und Elk (Polen) beteiligt hatten. Ein solches Camp ist 2008 auch für den Sowjetischen Soldatenfriedhof an der Michendorfer Chaussee vorgesehen. Hier ruhen mehr als 5200 gefallene oder nach dem Krieg verstorbene russische Soldaten und ihre Angehörigen.
Die offizielle Feier am Samstag wurde am Sowjetischen Ehrenfriedhof auf dem Bassinplatz fortgesetzt. Auch hier sind die Grabstätten für die 308 noch am Kriegsende gefallenen Soldaten inzwischen restauriert oder erneuert worden. Grundlage dafür ist das deutsch-russische Abkommen zur Erhaltung und Pflege der Kriegsgräber. In seiner Gedenkansprache am Bassinplatz dankte Oberbürgermeister Jakobs vor allem den Vertretern der Botschaften der Russischen Föderation, der Ukraine, Weißrusslands und Polens für die Teilnahme an dem Gedenken. Für ihre Länder, die unter den Verbrechen des Nationalsozialismus besonders stark gelitten hatten, setzten sie ein Zeichen der Versöhnung. Gemeinsam mit ihnen wolle man „ein friedliches Haus für ganz Europa bauen“. Die Feier zum Volkstrauertag fand mit einer festlichen Gedenkveranstaltung im Alten Rathaus ihren Abschluss.
Erhart Hohenstein
- Bundeswehr
- Jugend
- Krieg in der Ukraine
- Potsdam: Teltower Vorstadt
- SPD
- Zweiter Weltkrieg und Kriegsende
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: