
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Gedenken an die Spanienkämpfer
Bund der Nazi-Verfolgten fordert Restaurierung des Gedenksteins am Treffpunkt Freizeit
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Nauener Vorstadt - Die Älteren werden die Namen noch kennen: Eduard Claudius, Hans Marchwitza, Toni Stemmler oder Walter Junker. Was sie und noch rund 15 weitere Potsdamer eint, ist ihre Teilnahme am Kampf gegen die faschistischen Franco-Putschisten im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939.
Erstmals seit vielen Jahren, vermutlich sogar seit der Wende, ist gestern in Potsdam wieder der Potsdamer Kämpfer gedacht worden. Der Landesverband des Vereins der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) nahm den 72. Todestag von Walter Junker dabei zum Anlass, auf den Zustand des Gedenksteins für die Spanienkämpfer vor dem Treffpunkt Freizeit aufmerksam zu machen. Schon halb hinter Gesträuch verborgen, die Erinnerungsplakette seit vielen Jahren verschollen – das Äußere des Gedenksteins sei schlichtweg „inakzeptabel“, sagte Marcus Pilarski vom VVN-BdA. Zugleich forderte er die Stadtverwaltung auf, für eine „würdige Restaurierung“ des Steins zu sorgen. Schließlich sei der Kampf der Internationalen Brigaden, darunter rund 1200 Deutsche, an der Seite der Spanischen Republik ein „Akt großer Solidarität“ gewesen, „unmittelbar und beispiellos in der Geschichte“.
Noch deutlicher wurde Harald Wittstock, Vorsitzender des 120 Mitglieder zählenden Vereins der Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik. Deutschland ignoriere die Erinnerung und Würdigung seiner Spanienkämpfer, kritisierte Wittstock und verwies auf Frankreich, wo die Kriegsteilnehmer in Paris „von Generälen am Arc de Triomphe mit militärischen Ehren“ gewürdigt würden. So sei 2006 selbst ein Antrag der Linken im Bundestag gescheitert, wonach das Parlament nur der Reichs- und Bundestagsmitglieder gedenken sollte, die im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Antifaschisten gestanden hatten. Wittstock geißelte die damalige politische Debatte als „beschämend“. Auch Potsdam hat nach Ansicht von Wittstock seine Erinnerungskultur vernachlässigt. Zu DDR-Zeiten seien etwa eine Straße und eine Schule in der Waldstadt II nach Fritz Perlitz benannt gewesen. Der Spanienkämpfer werde nun „nicht mehr nur nicht geehrt, sondern entehrt“.
Im Anschluss brachte der VVN-BdA eine provisorische Replik der verschwundenen Plakette an dem Stein an. Sie zeigt eine Faust, flankiert von zwei Geschützen vor den Umrissen Spaniens, darunter einen Globus mit rotem Stern. Laut VVN-BdA-Mitglied Lutz Boede war die ursprüngliche Plakette aus Messing, die Kosten zur Nachbildung bezifferte er auf „maximal 200 Euro“. Die Stadtverwaltung zeigte sich gestern aufgeschlossen gegenüber einer Restaurierung. Sprecher Stefan Schulz sagte auf Anfrage, man werde dies prüfen. Die Verwaltung begrüße den Anstoß aus der Öffentlichkeit und hoffe auf weitere Diskussionen.
Stoff wird sie vom VVN-BdA auch bekommen. Boede kündigte an, den Umgang mit allen antifaschistischen Denkmälern kritisch prüfen zu wollen.
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