Landeshauptstadt: Gedenken im Interimsbetrieb
Leistikowstraße 1: Stiftung und Vereine im Dissens
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Nauener Vorstadt - Die Gedenk- und Begegnungsstätte am ehemaligen KGB-Gefängnis in der Leistikowstraße 1 wird ihre Öffnungszeiten nicht erweitern. Auch Zeitzeugengespräche könnten dort in den nächsten anderthalb Jahren nicht stattfinden. Grund seien die wissenschaftlichen Arbeiten für die Dauerausstellung, sagte Horst Seferens, der Sprecher der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Kritik an der Führung der Gedenkstätte hatten zuvor die Opfervereinigung „Memorial“ und der Förderverein Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam Leistikowstraße 1 e.V. geübt (PNN berichteten).
Gedenkstätten-Leiterin Ines Reich betonte, mit der Interimsöffnung des für 2,2 Millionen Euro sanierten und um einen Informationspavillon erweiterten Hauses komme die Stiftung dem Publikumsinteresse entgegen. Eine solche vorzeitige Öffnung sei unüblich. Die Ausstellung für die Leistikowstraße werde voraussichtlich im Frühjahr 2011 fertig sein. Dann werde es auch wieder Veranstaltungen und ein Publikationsangebot der Gedenkstätte geben.
Als Zwischenlösung bis dahin die 2003 von der Opfervereinigung Memorial erarbeitete Ausstellung „Von Potsdam nach Workuta“ wieder aufzubauen, lehnten die Stiftungsvertreter ab. Sie sei durch Alterung unansehnlich geworden und entspreche nicht mehr dem neuesten Forschungsstand. Zudem sei sie auf Zeitzeugenberichte ehemaliger deutscher Häftlinge fokussiert und beachte andere Quellen nur wenig. Bei der Dauerausstellung gehe es um ein Gesamtbild, das auch die Nutzung des Gebäudes nach 1954 einschließt, als hier keine Deutschen mehr gefangen gehalten wurden.
Als neues „Alleinstellungsmerkmal“ gelte es nun, die Authentizität und die besondere Rolle des Gefängnisses sichtbar zu machen. Dafür sei noch viel Grundlagenforschung erforderlich. Dies nehme die Mitarbeiterinnen und Projektwissenschaftler der Gedenkstätte voll in Anspruch. „Was wir in dieser arbeitsintensiven Phase für die Besucher leisten können, das leisten wir“, ist Seferens überzeugt. Geöffnet ist derzeit am Wochenende und für Gruppen immer mittwochs.
Zurückhaltend äußerte der Sprecher sich zu der Frage, warum die Gedenkstätte nicht die vom Memorial Deutschland e.V. und dem Förderverein angebotene Hilfe nutzt – die Vereine hatten die Gedenkstätte im unsanierten Gebäude begründet und betreut. Mit der Übernahme durch die Stiftung 2006 haben sie, so Seferens, jedoch keine Leitungsaufgaben und keinen Einfluss auf Entscheidungen mehr. Sie seien als Förderer willkommen, müssten sich aber in der neuen Rolle wohl erst zurechtfinden. E.Hoh
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