Landeshauptstadt: Gedenkstätte für Hitler-Attentäter geplant Stiftungssatzung steht – ohne Versöhnungszentrum
Innenstadt - In der Garnisonkirche soll im Falle eines Wiederaufbaus eine Gedenkstätte für die Hitler-Attentäter eingerichtet werden. Dazu strebe die Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Kirche eine Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam an, sagte Johann-Peter Bauer gestern.
Stand:
Innenstadt - In der Garnisonkirche soll im Falle eines Wiederaufbaus eine Gedenkstätte für die Hitler-Attentäter eingerichtet werden. Dazu strebe die Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Kirche eine Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam an, sagte Johann-Peter Bauer gestern. Jedoch soll nicht nur der 20. Juli 1944 selbst dargestellt werden, sondern die Entwicklung hin zu dem Anschlag auf Hitler. Denn auch diese Männer seien „1933 Befürworter einer neuen Bewegung gewesen“, so Bauer. Mehrere der späteren Verschwörer gehörten der Gemeinde der Garnisonkirche an. Die Einrichtung der Gedenkstätte sei Bestandteil der Stiftungssatzung – das eigentliche Ziel eines Versöhungszentrums wurde im Satzungsentwurf dagegen neu interpretiert.
Zweck der Stiftung soll der „Wiederaufbau des Kultur- und Baudenkmals“ und dessen Nutzung als evangelische Kirche sein. Der Wortlaut „Internationales Versöhnungszentrum“ kommt nicht vor, dafür „Versöhnungsarbeit“. Daher erwarte Bauer schwierige Diskussionen über die den Satzungsentwurf, beispielsweise mit der Kreissynode. Diese muss der Satzung zustimmen, damit die Stiftung Garnisonkirche gegründet werden kann. „Die Fördergesellschaft kann erst richtig funktionieren, wenn die Stiftung da ist.“ Das Ziel der Gründung in diesem Jahr könne nicht mehr geschafft werden, Bauer rechnet aber spätestens im zweiten Quartal 2008 mit der Gründung. Danach soll die Stiftung als Eigentümer, Bauherr, Nutzer und Betreiber der Kirche 1968 gesprengten Kriegsruine auftreten.
Um das Vorhaben des Wiederaufbaus realisieren zu können, „muss die Basis sich weiter vergrößern“, so Bauer. Denn die Differenzen zwischen der Fördergesellschaft auf der einen und Max Klaar von der Stiftung Preußisches Kulturerbe auf der anderen Seite würde den Aufbau der Kirche hemmen. „Eine Kirche ist eine Kirche und kann nicht im Streit aufgebaut werden“, so Bauer. Klaar sammelt seit Jahren für den Wiederaufbau, seit März 2005 geht er jedoch auf Distanz zu dem Projekt.
Die Hoffnung auf eine Annäherung zwischen Bauer und Klaar scheint dagegen erneut in weite Ferne gerückt. Denn der Vorsitzende der früheren Traditionsgemeinschaft Glockenspiel führt am Samstag die „Brandenburgischen Gespräche“ in Potsdam durch – und hat Johann-Peter Bauer kürzlich per Einschreiben ausgeladen. Grund dafür ist ein Bericht über den Aufbau der Garnisonkirche und den Streit um die bereits an Max Klaar gespendeten 5,7 Millionen Euro für den Kirchenaufbau in der „Preußische Allgemeine Zeitung“.
Der Artikel hatte zu Leserbriefen von Bauer und Klaar geführt, die erneute Differenzen zur späteren Gestaltung des Kirchenbaus erkennen lassen. Dabei hatte die Fördergemeinschaft zum Wiederaufbau um Bauer mit der Abschwächung des Begriffs Versöhnungszentrum gerade versucht, den Spagat zwischen Klaars begehrten Millionen und dem einst abgesprochenen Konzept zu machen. Denn Klaar will das Geld, was von den Spendern an die Stiftung Preußisches Kulturerbe übertragen wurde, nur für einen originalen Garnisonkirchenbau ohne Internationales Versöhnungszentrum geben. In der Stiftungssatzung ist der Wortlaut daher Versöhnungsarbeit - ein Anliegen jeder Kirche. „Ich kann das nicht bewerten, weil ich den Entwurf nicht kenne“, sagte Max Klaar gestern auf die Frage, ob dies als Annäherung zu verstehen sei.
Auch wenn der Aufbau des Kirchturms noch nicht unmittelbar bevorsteht, wird sich auf dem Grundstück an der Breiten Straße in den nächsten Tagen einiges verändern. Das Gerüst mit dem Kirchturm an der Front und zwei Werbeplakaten an den Seiten soll abgebaut werden. Der Werbeträger sei nicht mehr bereit die Konditionen zu zahlen und die Stadt werde die Ausnahmegenehmigung nicht verlängern.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: