Landeshauptstadt: Gefährliche Kreaturen
In der Biosphäre haben Pflanzenfresser jetzt schlechte Karten
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Ab heute, 9 Uhr, wird in der Biosphäre Potsdam die Zeit um etwa 100 Millionen Jahre zurückgedreht. Besucher der Buga-Halle müssen durch die Versetzung ins Erdmittelalter mit dramatischen Szenen rechnen. Etwa die: Sie wandeln durch die künstlichen Tropen, doch da, links des Weges, duckt sich ängstlich ein Triceraptops-Junges (Drei-Horn) ins Unterholz. Denn zwischen den Farnen stampft zähnebleckend ein T-Rex-Baby auf Nahrungssuche. Vermutlich wird der Besucher denken, naja, waren T-Rexe nicht eigentlich größer? Volker Reimers schmunzelt. Er ist Geschäftsführer der LeisureWorkGroup, die die Umgestaltung der Biosphäre in die „Dinosphäre II“ verantwortet. „Was der Besucher noch nicht sieht, ist das, was wenige Schritte weiter auf ihn wartet“, so Reimers. Dort befinden sich große Palmenstämme. „Und dahinter steht dann die T-Rex-Mutti“, frohlockt Reimers, der ein kluger erwachsener Mann ist, aber eine jungenhafte Schwäche für Dinos kaum verhehlen kann.
Auf diesen Effekt hofft auch Biosphäre-Geschäftsführer Ralf Hauptmann, der bis zum Ende der neuen Ausstellung „Dinosphäre II – Die gefährlichsten Jäger aller Zeiten“ mit etwa 60 000 Besuchern rechnet. Zwar gab es bereits vor geraumer Zeit eine Dino-Ausstellung in der Biosphäre, doch Dinos, findet Hauptmann, sind „ein Erfolgsgarant“. Noch vor dem heutigen Ausstellungsstart hätten sich 35 Schulklassen für die nächsten Wochen angemeldet. Die Tiere, so der Biosphäre-Chef, werden nicht einfach so aufgebaut, sondern „inszeniert, quasi in ihren natürlichen Lebensräumen“. So wird ein friedlich grasender Iguanodon (Leguanzahn), der immerhin selbst bis zu sieben Tonnen auf die Waage bringen konnte, wenn es seinerzeit schon Waagen gegeben hätte, von drei hungrigen und im Rudel jagenden Deinonychus antirhopus (Schreckliche Kralle) angegriffen. Eine blutige Angelegenheit.
In der komplett verdunkelten Orangerie können die Besucher die Giganten der Meere bewundern. Darunter zählt der 25 Meter lange Pleurodon, „der größte Unterwasserjäger aller Zeiten“ oder auch der bis zu 40 Tonnen schwere Riesenhai Megalodon. Überraschend bissig gibt sich ebenfalls der Riesenkarpfen, der sich Reimers zufolge von kleinen Urhaien ernährte. Was die Riesenraffzähne gemeinsam haben ist der Umstand, dass sie alle ausgestorben sind. Ein Hoffnungszeichen, führt die Geschichte doch hin zu mehr Friedlichkeit? Oder, wie Reimers sagt: „Big is beautiful. Aber die Erfolgreichen waren die Kleinen“, kommentiert er den Verlauf der Evolution. Guido Berg
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