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Alkohol auf dem Wasser ist kein Kavaliersdelikt. Für die Zeit von Himmelfahrt bis Pfingsten hat Brandenburgs Polizei umfangreiche Kontrollen angekündigt.

© dpa

Partyboote auf Gewässern rund um Potsdam: Gefährlicher Spaß?

Der Wassertourismus in der Region Potsdam-Berlin boomt. Die Binnenschifffahrt hält die zahlreichen Party-Boote und Flöße mit Grills aber für zu unsicher. Und fordert nun schärfere Auflagen.

Von Matthias Matern

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Potsdam - Ausgelassene Geburtstagsfeiern auf einem Partyboot oder auf einem Floß in der Abenddämmerung den Grill anschmeißen – damit könnte es bald vorbei sein. Zumindest, wenn die jüngsten Forderungen des Bundesverbandes der deutschen Binnenschifffahrt Anklang finden. Denn aus Sicht von Verbandsgeschäftsführer Jörg Rusche hat der boomende Wassertourismus in der Region Potsdam-Berlin mittlerweile zu unhaltbaren Zuständen geführt. Während für die offizielle Fahrgastschifffahrt klare Vorschriften gelten, gebe es für gewerblich genutzte Sportboote und Flöße solche Regeln nicht. „Es wird höchste Zeit, dass diesem brandgefährlichen Unwesen auf dem Wasser endlich ein Ende bereitet wird“, fordert Rusche. Für alle, die auf dem Wasser Fahrgäste befördern, müsste es gleiche Sicherheitsstandards geben.

Grillen auf Booten sei gefährlich

Rusche geht es bei seiner Forderung angeblich in erster Linie um die Sicherheit der Touristen und Ausflügler. „Wir möchten nur eine sichere Lösung für alle finden, die gewerbsmäßig mit Schiffen befördert werden. Jeder Fahrgast soll den gleichen Anspruch auf Sicherheit haben dürfen“, findet der Verbandschef. Die Fahrgäste wüssten oftmals gar nicht, dass bei der sogenannten bunten Flotte nicht mit dem selben Maß gemessen werde, wie bei den Fahrgastschiffen. So sei es bei Letzteren zum Beispiel Vorschrift, dass die Schiffe einen patentierten Schiffsführer als Kapitän und mehrere Besatzungsmitglieder an Bord hätten, zudem regelmäßig einem Art Schiffs-TÜV vorgestellt werden müssten. Vorgeschrieben seien ferner auch Rettungsmittel, Feuerlöscher, Fluchtpläne und Sprechfunkgeräte. Besonders bedenklich findet der Verbandschef das Grillen auf Booten mit Holzaufbau. Dies sei gefährlich, warnt Rusche. „Wir haben schon Boote und Flöße gesehen, die mit Benzinmotoren ausgestattet sind und auf denen nicht nur gegrillt, sondern auch geraucht wurde. Das macht uns einfach Sorgen.“

Den Anbietern und Tourismusverbänden dürften Rusches Forderungen kaum gefallen. Denn inzwischen hat sich der Wassertourismus in der Region zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelt. Einer Studie der Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg zufolge erwirtschaftet der Bootstourismus jährlich einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. Schärfere Auflagen wie ein Schiffs-TÜV auch für Grill- und Partyflöße sowie gewerblich genutzte Sportboote sind aber mit enormen Kosten verbunden. Viele kleinere Anbieter könnten überfordert sein.

Grill-Unfälle nicht bekannt

Auch bei der brandenburgischen Wasserschutzpolizei hält man eine regelmäßige technische Überprüfung von Booten und Flößen, mit den gewerbsmäßig eine große Zahl von Fahrgästen befördert werden, für durchaus sinnvoll. „Vor allem Partyboote sind oft hoch aufgebaut. Es gibt aber dafür bislang keine verbindliche externe Untersuchung, ob zum Beispiel eine stabile Lage auf dem Wasser gewährleistet ist“, sagt Joachim Pötschke von der Wasserschutzpolizei der Polizeidirektion West, die für die Wasserstraßen von Potsdam bis nach Rathenow im Havelland zuständig ist. Entsprechende Unfälle, die auf eine Untauglichkeit des betroffenen Bootes oder Floßes zurückzuführen seien, habe es seines Wissens nach in seinem Zuständigkeitsbereich bislang aber nicht gegeben. Auch von Grill-Unfällen auf dem Wasser wisse er nichts.

Ausdrücklich nicht Ziel von Rusches Kritik ist das sogenannte führerscheinfreie Motorbootfahren in der Region. „Dann sind sie ja ihr eigener Kapitän und haben in der Regel nicht eine große Zahl von Fahrgästen an Bord. Da wünschen wir nur gute Reise“, sagt der Geschäftsführer des Binnenschifffahrtsverbands.

Ordentlicher Schluck aus der Pulle gehört offenbar dazu

Umso mehr bereiten die ungelernten Freizeitkapitäne der Polizei und anderen Wassersportlern Kopfschmerzen. Vor allem seit die zulässige Leistung der Boote vor knapp drei Jahren von fünf auf 15 PS erhöht wurde. Immer wieder beklagen Kanuten und Segler, aber auch Berufsschiffer, dass ihnen Ausflügler zu Wasser aus Unkenntnis der Verkehrsregeln in die Quere kommen. Der Polizei zufolge gingen im vergangenen Jahr fünf von insgesamt 62 Unfällen auf das Konto von Bootscharterern ohne Führerschein.

Vor allem aber scheint für viele ein ordentlicher Schluck aus der Pulle nach wie vor zu einer echten Sause auf dem Wasser dazuzugehören. „Trotz des leichten Rückgangs insgesamt, ist die hohe Zahl der Alkoholfeststellungen bei den Bootsführern ohne Führerscheinpflicht beunruhigend“, bestätigt Pötschke.

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