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Landeshauptstadt: Gefährliches Würgespiel in der Hofpause Polizei prüft Vorfall an der Goethe-Schule

Babelsberg - Zwei Grundschüler drücken einem Mitschüler in der Hofpause die Luft ab, mit seinem Einverständnis, nachdem sie von sogenannten Würgespielen im Internet gelesen haben und neugierig geworden sind. Doch wenig später muss der Sechstklässler für zwei Tage ins Krankenhaus.

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Babelsberg - Zwei Grundschüler drücken einem Mitschüler in der Hofpause die Luft ab, mit seinem Einverständnis, nachdem sie von sogenannten Würgespielen im Internet gelesen haben und neugierig geworden sind. Doch wenig später muss der Sechstklässler für zwei Tage ins Krankenhaus. Ein missglücktes sogenanntes Würgespiel („Choking Game“) an der Babelsberger Goethe-Grundschule beschäftigt Polizei und Bildungsministerium.

Der Fall war am Mittwoch durch einen Medienbericht bekannt geworden. Den Hergang bestätigte Schulleiterin Anja Thomaschewski auf PNN-Anfrage. Dem Schüler der sechsten Klasse war am Mittwoch vor einer Woche nach der Hofpause schlecht geworden. Er habe sich übergeben müssen. Man habe die Eltern verständigt und der Junge sei nach Hause gegangen. Im Krankenhaus sei er zwei Tage zur Beobachtung geblieben. Später hätten andere Schüler vom Würgespiel erzählt. Daher sei die Klasse über die Gefahren eines solchen Spiels belehrt worden. An der Schule sei ein solcher Vorfall bislang einmalig. Alle Schüler hätten betroffen reagiert, so Thomaschewski. Sie habe die Leiter der anderen Potsdamer Schulen über den Vorfall informiert. Zudem seien die Eltern der Goethe-Schüler gebeten worden, die Internetnutzung ihrer Kinder zu kontrollieren, sagte die Schulleiterin.

Die Polizei erfuhr von dem Vorfall erst eine Woche später. Ein Mitarbeiter des Präventionsdienstes nehme zeitnah Kontakt zur Schule auf, sagte ein Sprecher. Vor Ermittlungen müsse geklärt werden, ob überhaupt eine strafbare Handlung vorgenommen worden sei. Eine Anzeige liege nicht vor, so der Sprecher. Strafmündig sind die Beteiligten ohnehin nicht.

Auch das Landesbildungsministerium ist eingeschaltet. Sprecher Florian Engels sagte, nicht hinter jeder Schülergruppe könne eine Aufsicht stehen: „Die pädagogische Aufgabe der Lehrkräfte besteht nicht darin, die Kinder möglichst lückenlos zu bewachen – sondern darin, sie zum selbstständigen Handeln zu erziehen.“

Beim Bildungsserver des Landes Brandenburg heißt es zu Würgespielen, dabei würden sich die Beteiligten selbst oder gegenseitig bis zur Bewusstlosigkeit strangulieren. Es gehe um das Erleben besonderer Erfahrungen, um einen „Rausch ohne Drogen“, heißt es auf der Beratungsseite im Internet. Vor allem in den USA und Frankreich sei das Phänomen bekannt: Demnach starben in den USA nach Angaben der Behörden zwischen 1995 und 2007 insgesamt 82 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 19 Jahren. Gewarnt wird vor Sauerstoffmangel im Gehirn. In Deutschland sei dies ein relativ neues Phänomen, heißt es beim Bildungsserver. Im Landkreis Havelland kam ein 14-Jähriger im Dezember 2009 durch eine Selbststrangulation ums Leben.

Allerdings: Solche Würgespiele sieht der Leiter des Lehrstuhls für Klinische Psychologie an der Universität Potsdam, Günter Esser, in der Region längst nicht als Massenphänomen – etwa im Vergleich zu selbstverletzendem Verhalten wie das sogenannte Ritzen. „Das sind eher Einzelfälle“, sagte Esser auf Anfrage. HK/mar

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