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Nicht immer leicht haben es die Referees in unteren Fußballligen.

© B. Feller

Caputher SV vs. Schönwalder SV: Gefecht an der Seitenlinie

In der 1. Fußball-Kreisklasse wurde am Sonntag das Spiel zwischen Caputh und Schönwalde vorzeitig abgebrochen - wegen einer Prügelei. Ein eher seltener Fall

Stand:

Prügeleien, Angriffe auf Schiedsrichter, Hundebisse – das Register an Vorfällen, die zu Spielabbrüchen auf Fußballplätzen führt ist vielfältig. Vor allem in den unteren Spielklassen kochen die Emotionen mitunter hoch – sowohl auf als auch neben dem Platz. „Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass in den vergangenen beiden Spielzeiten ein Spiel tatsächlich abgebrochen wurde“, sagt Hartmut Lenski, Vorsitzender des Vorstandes des Fußballkreises Havelland-Mitte. Auch Stefan Hübner, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, hat lediglich ein Landesliga-Spiel der Vorsaison in Erinnerung, das vorzeitig beendet werden musste.

Vergangenen Sonntag jedoch wusste sich der 21-jährige Schiedsrichter Felix Hanuschek nicht anders zu helfen, als in der 1. Kreisklasse die Partie zwischen dem Caputher SV und der zweiten Mannschaft des Schönwalder SV zwei Minuten vorzeitig abzupfeifen. 1:1 stand es, als Capuths Torhüter Fritz Karper im Fünfmeterraum – der geschützten Zone für die Keeper – einen Ball abwehrte. Für die nachfolgende Aktion des Schönwalder Stürmers David Schalow gibt es zwei Perspektiven: Aus Sicht des Caputher Trainers Ralf Murke sei der Angreifer absichtlich auf den Keeper gesprungen. Referee Hanuschek hatte das Spiel bereits zuvor unterbrochen. Der Sektionschef der Schönwalder, Mario Berg, habe sich von den beteiligten Spielern schildern lassen, dass Schalow auf den Torwart gefallen sei. „Ich selbst war nicht dabei“, schränkt Berg auf PNN-Anfrage ein.

Die eigentliche Aktion, die zu anschließenden Tumulten führte, passierte indes neben dem Platz. Dass ein bereits ausgewechselter Schönwalder Spieler den robusten Einsatz gegen den gegnerischen Torwart vermeintlich mit Applaus bedachte, entzürnte Capuths Trainer so sehr, dass er sich zu unflätigen Bemerkungen hinreißen ließ. Das Echo von der Gäste-Bank ließ nicht lange auf sich warten. „Ein Wort ergab das andere“, so Murke. Doch blieb es nicht beim Wortgefecht. Murke fühlte sich von den Anfeindungen einer Schönwalder Anhängerin derart provoziert, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Das wiederum habe bei einem Schönwalder Spieler – dem Freund der Zuschauerin – offenbar einen „Beschützerinstinkt“ ausgelöst, sodass sich der Disput auf dem Platz fortzusetzen drohte. Der junge Schiedsrichter, der in Seddin selbst als Torwart aktiv war, habe schließlich die Partie abgebrochen.

„Der Abbruch war unnötig, aber ich kann es nachvollziehen“, sagte Murke auf PNN-Anfrage. Vorwürfe mache er sich selbst: „Ich hätte einfach nicht rübergehen sollen und mich besser im Griff haben müssen“, sagt er. Doch in der vergangenen Saison hätten sich mehrere seiner Spieler schwer verletzt – „Kreuzbandriss, Oberarm- und Sprunggelenksbruch“, zählt er auf. Nach einem Auswärtsspiel in Wachow/Tremmen habe er drei Spieler ins Krankenhaus bringen müssen, sodass ihn am Sonntag der applaudierende Spieler wütend gemacht habe. Er selbst sei im Gespräch mit seinen Spielern immer bemüht, zu vermitteln, die Emotionen nicht zu hochkochen zu lassen: „Denn schließlich braucht man den Gegner, um überhaupt Fußball spielen zu können.“

Schönwaldes Fußball-Abteilungschef Berg hat indes kein Verständnis für den Ausraster: „Zwar gibt es in der Kreisklasse keine markierte Coachingzone, doch sollte ein Trainer wissen, wo sein Aktionsradius zu Ende ist. Das hat auch was mit Anstand zu tun.“ Und der offenbar alles auslösende Beifall des Auswechselspieler habe nicht dem Foul gegolten: Da der Ball nach der Aktion im Tor lag, sei der Spieler von einem Treffer ausgegangen, den er bejubelt habe. Der wahre Grund für die blankgelegenen Caputher Nerven sei für Berg ohnehin ein anderer gewesen: „Die haben gedacht, dass sie uns als Tabellenvorletzter locker abfiedeln und dann ist es anders gekommen.“ Caputh ist Tabellen-Neunter.

Für Einigung wird nun das Sportgericht sorgen. Den dafür notwendigen Sonderbericht, den Referee Hanuschek anfertigt, leitet dann Schiedsrichterausschuss-Chef Hübner zunächst an den Staffelleiter und dieser dem Sportgericht weiter.

Die Schiedsrichter auf Kreisebene werden auf monatlichen Regelabenden regelmäßig geschult. „Spielabbrüche haben dabei nicht oberste Priorität, werden aber auch besprochen“, sagt Kreis-Fußballchef Lenski. Wenn die Lage so unübersichtlich wird oder so sehr eskaliert, dass ein Spielverlauf nicht mehr möglich ist oder gar Gefahr für Leib und Leben drohe, sei ein Abbruch erforderlich. Was den jungen Referee in Caputh dazu bewog, das Spiel abzubrechen, „schreibe ich erst mal in meinen Bericht“, sagte er am Dienstag auf PNN-Anfrage. Peter Könnicke

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