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Ergänzender Studiengang für künftige Lehrer könnte das Schulklima verbessern
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Die aktuelle Lehrer-Studie von Psychologen der Potsdamer Universität brachte es ans Licht: Fast ein Drittel der Pädagogen leiden unter dem Burnout-Syndrom, fühlen sich müde, erschöpft und ausgebrannt. Ursachen hierfür liegen in anhaltendem Stress, Überforderung in überfüllten Klassen und einem ungesunden Schulklima.
Ein Ergänzungsstudiengang zur „Gesundheitsförderung“ für Lehramtsstudierende könnte dem schon bald entgegenwirken. Bei dieser Zusatzqualifikation, die im Wintersemester 2009/10 anlaufen soll, geht es weniger um Ernährung oder Sport als um ein gesundes Lernklima, sagt Professor Jürgen Rode, Institutsleiter für Sportwissenschaft. Gemeinsam mit seinem Kollegen Stephan Zopfi von der Pädagogischen Hochschule der Zentralschweiz stellte er den Studiengang bei den unlängst veranstalteten Tagen der Lehrerbildung in Potsdam vor. Die Studierenden hätten sich sehr dafür begeistert, so Rode. „Die jungen Leute haben die Chance begriffen.“
Grundanliegen des Institutsleiters ist es, den Lehramtsstudenten begreiflich zu machen, wie wichtig in ihrem künftigen Beruf die Gesundheitsverantwortung ist. „Gegenüber anderen Absolventen werden die Potsdamer Studenten mit dieser Zusatzqualifikation einen erheblichen Vorteil haben“, meint er. Mit dem hier erworbenen Wissen und den lehrspezifischen kommunikativen Kompetenzen sollen die angehenden Lehrer das Schulklima positiv beeinflussen können.
Das Besondere an den geplanten Lehrinhalten sei deren Nachhaltigkeit. „Die bisherigen Modelle zur Verbesserung der Lernsituation in Schulen waren nicht für die Dauer“, so der Institutsleiter. Die meisten Berater würden nämlich immer nur für kurze Zeit vor Ort bleiben. Künftige Lehrer aber müssten nach Rodes Auffassung an der Universität so ausgebildet werden, dass sie später zu permanenten Ansprechpartnern, zu Spezialisten in Gesundheitsangelegenheiten an der Schule werden.
Durch eine Verbesserung der Kommunikation im Kollegium und zwischen Schülerschaft und Lehrern könne die Atmosphäre in der Schule maßgeblich entspannter werden. „Die Art des Umgangs miteinander muss sich ändern“, benennt Rode das zentrale Problem. In der Schweiz und in Finnland gebe es bereits gute Ansätze. „Dort herrschen andere Normen“, erklärt er und meint den überall spürbaren Respekt. Gegenseitige Wertschätzung und eine grundsätzliche Achtung des anderen seien an manchen deutschen Schulen einfach nicht vorhanden. Die Konflikte, die daraus entstehen, würden Schüler und Lehrer gleichermaßen belasten, so Rode. In vielen Klassen wirkt sich die anhaltende Spannung erheblich auf die Lernqualität aus, weiß er und möchte deshalb den Lehramtsstudierenden beibringen, Lösungen für solch schwierige Situationen zu finden.
Um das gelernte Konfliktverhalten im Schulalltag wirksam vermitteln zu können, werde es eine intensive Vorbereitung für die Lehramtsstudenten geben. Mit insgesamt acht bis neun Intensivwochen müssten die Studierenden rechnen, sagt Rode. In jedem Semester werde eine Intensivwoche angeboten. Solch ein Semester begleitendes Ergänzungsstudium für Lehramtsstudenten gibt es bundesweit an keiner anderen Hochschule, weiß Rode. Das wolle er vor allem dem Ministerium verdeutlichen, schließlich müsse der Studiengang noch anerkannt werden. Außerdem hofft er auf eine gewisse Grundfinanzierung.
Susanna Maier
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