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Landeshauptstadt: Gegen das Sterben mit Wartenummer

Baustart für Hospiz im Juni 2011 geplant / Finanzierungslücke von 300 000 Euro

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Hermannswerder - Die Zimmer haben Seeblick, durch bodentiefe Fenster können die Bewohner selbst im Pflegebett noch unkompliziert auf die Terrasse geschoben werden. Neben dem Aufenthaltsraum gibt es an der Stirnseite des Flachbaus auch den „Sonnenraum“, eine Art Wintergarten. Platz für acht Menschen in ihren letzten Lebenstagen soll das stationäre Hospiz auf Hermannswerder bieten. Am gestrigen Freitag übergab Elona Müller-Preinesberger (parteilos), die Beigeordnete für Soziales und Gesundheit, die Baugenehmigung. Gleichzeitig stellte der Potsdamer Architekt Wolfhardt Focke seinen Entwurf für das Haus vor.

Noch im Juni 2011 sollen die Bauarbeiten beginnen, mit der Fertigstellung wird im Frühjahr 2012 gerechnet, erläuterte Matthias Blume, der Vorsteher des evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, das gemeinsam mit der Potsdamer Hoffbauer-Stiftung die Trägerschaft für das Hospiz übernehmen wird.

Noch gibt es allerdings ein Finanzierungsloch von etwa 300 000 Euro, erklärte Blume weiter: 1,5 Millionen Euro werden für den Bau mit 604 Quadratmeter Nutzfläche veranschlagt, rund die Hälfte der Summe kann voraussichtlich mit Fördergeldern des Deutschen Hilfswerks und Bundeskreditmitteln gedeckt werden – der positive Bescheid steht noch aus. Zudem gebe es bislang rund 115 000 Euro Spenden. Für den Rest sind Eigenmittel und weitere Spenden nötig.

Auch für den laufenden Betrieb werden Spenden notwendig sein, sagte Blume. 90 Prozent der Betriebskosten tragen demnach die Kranken- und Pflegekassen, für die übrigen 80 000 bis 100 000 Euro jährlich müssten Spender oder ehrenamtliche Helfer gefunden werden.

Mit dem Hospiz werde sich „eine ganz wesentliche Versorgungslücke“ in Potsdam schließen, betonte Elona Müller-Preinesberger. Noch bis 2008 sei die Landeshauptstadt ein „weißer Fleck“ bei Angeboten zur Sterbebegleitung gewesen. Momentan gibt es neben dem von Ehrenamtlern getragenen ambulanten Hospizdienst auch acht Betten auf der Palliativstation des Ernst-von-Bergmann-Klinikums – doch das ist zu wenig, wie die Sozialbeigeordnete vorrechnete. Allein am Bergmann-Klinikum bräuchten pro Tag ein bis zwei Patienten einen Hospiz-Platz. Momentan müssen sie in andere Einrichtungen im Land oder in Berlin ausweichen, wo es jedoch oft Wartelisten gibt. „Die Menschen sterben mit einer Wartenummer“, fasst Frank Hohn, der Vorstandsvorsitzende der Hoffbauerstiftung, die Situation zusammen.

Das soll sich im neuen Hospiz ändern. „Wir möchten, dass Menschen in Würde den Weg ihres Lebens bis zum Ende gehen“, sagte Matthias Blume. jaha

Spenden unter dem Stichwort „Hospiz“ an die Hoffbauer-Stiftung, Kto-Nr. 5657 bei der KD-Bank, BLZ 35060190

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