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Landeshauptstadt: Gegen den Kostendeckel

Weitere Kulturträger fordern mehr städtische Förderung – die Linke stellt sich auf ihre Seite

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Die Förderpolitik der Stadt bei der geplanten Bezuschussung freier Kulturträger stößt weiter auf Kritik, weil es insbesondere für die Mehrkosten durch den ab kommenden Jahr geltenden Mindestlohn keinen Ausgleich geben soll. Jetzt meldet sich der Nikolaisaal zu Wort, der weiter mit 2,3 Millionen Euro auskommen soll.

Allein der Mindestlohn werde mit Extrakosten in Höhe von 23 000 Euro zu Buche schlagen, sagte Geschäftsführerin Andrea Palent – etwa für Kartenabreißer, Reinigungskräfte oder den Sicherheitsdienst. Spielräume gebe es keine, machte Palent klar: „Wir müssen bei 300 Veranstaltungen im Jahr das Foyer besetzt halten.“ Noch keine Angaben könne sie machen, was der Mindestlohn für die Musikspiele Sanssouci bedeuten wird – mit Mehrkosten rechnet Palent auch hier. „Die Politik sollte durchgängig einen Ausgleich für die Kulturträger aufschlagen.“

Wie am Mittwoch berichtet befürchten diverse Kulturträger in Potsdam, dass sie mit dem Mindestlohn und weiteren Kostensteigerungen allein gelassen werden. Die Stadtpolitik hat für die Kulturträger und weitere freiwillige Leistungen entschieden, dass diese Zuschüsse pro Jahr nicht mehr als um 1,8 Prozent steigen sollen. Mit dem eingesparten Geld sollen neue Schulen gebaut werden. Doch selbst das geringe Plus bekommen die meisten Träger nicht zu spüren und müssen nach den jetzigen Plänen mit der Summe aus den vergangenen Jahren auskommen. Ein Grund ist, dass die Stadt für das Hans Otto Theater eine Erhöhung der Zuschüsse um mehr als zehn Prozent auf 5,66 Millionen Euro vorgeschlagen hat, um dort unter anderem Tariferhöhungen auszugleichen. Kulturträger wie zum Beispiel in der Schiffbauergasse das Waschhaus oder die „fabrik“ warnen nun, sollte die Stadt bei ihrem Plan bleiben und keinen Ausgleich für deren Mehrkosten zahlen, könnte ihr Programm leiden oder höhere Eintrittspreise für die Besucher drohen. Am heutigen Donnerstag wird der Kulturausschuss der Stadtverordneten die Pläne beraten. Ausschussvorsitzende Karin Schröter (Linke) sagte den PNN, man müsse sich die Situation von Träger zu Träger anschauen. Es zeige sich aber auch, dass die 1,8-Prozent-Kostengrenze nicht ausreichend sei.

Auch beim Offenen Kunstverein, der etwa Theaterkurse für Kinder anbietet, sieht man sich mit der geplanten städtischen Förderung am Ende der Möglichkeiten. Die Vereinsverwaltung sei „seit Jahren mit zu wenig Stunden und zu geringer stündlicher Entlohnung ausgestattet“, sagte Max Dalichow vom Vorstand. Da man aber die Gebühren für Kursteilnehmer nicht erhöhen wolle, habe man mehr städtische Förderung beantragt – es geht um 110 000 Euro statt bisher 94 600 Euro; die Stadt hat das bisher nicht beachtet.

Stadtsprecherin Christiane Weber versicherte den PNN allerdings, im Zuge der Haushaltsberatungen könnten sich für die einzelnen Förderbeiträge noch Änderungen ergeben. Gleichwohl sei für die einzelnen Geschäftsbereiche – also auch Kultur – ein Gesamtbudget festgeschrieben, welches einzuhalten sei. Noch keine Entscheidung sei auch zu der beliebten „Stadt für eine Nacht“ in der Schiffbauergasse gefallen, sagte Weber – laut einem aktuellen Arbeitspapier für den Kulturausschuss sind dafür mehr als 20 000 Euro weniger Projektfördermittel vorgesehen. HK/jaha

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