
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Gegen den Trend
Eine Schüler-Gruppe des Helmholtz-Gymnasiums interessiert sich für die Europa-Wahl am Wochenende
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Vielleicht ist das Thema falsch gewählt. Seit zwei Wochen möchte der Jugendserver Brandenburg, eine Internetseite des Landesjugendrings, per Umfrage wissen, was junge Brandenburger mit dem Begriff Europa verbinden. Das Ergebnis drei Tage vor der Europa-Wahl am Sonntag spricht für sich: Erst drei Teilnehmer haben überhaupt auf eine Antwort geklickt – zweimal auf „Reisefreiheit“, einmal auf „Euro“. Es scheint, das Thema Europa geht glatt an der jungen Zielgruppe vorbei.
Doch es gibt Ausnahmen. Fünf Schüler des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums, zwischen 14 und 15 Jahre alt, können mehr Antworten darauf geben, was der Begriff Europa für sie bedeutet. Ein Wort kommt dabei immer wieder vor: Frieden. „Wir gehören zu den Generationen, die in Europa noch keinen Krieg erleben mussten“, sagt Wolf-Christian.
An seiner Schule ist der 14-Jährige einer der Preisträger, die dieses Jahr mit ihren Projekten beim 56. Europäischen Wettbewerb „Heureka – Ideen für Europa“ gewonnen haben. Wolf-Christian hat zum Leben des Telefon-Erfinders Philipp Reis geforscht, eine andere Arbeit beschäftigte sich mit Verkehrskonzepten der Zukunft. Fünf der Gewinner sind gestern Nachmittag zusammengekommen, um mit den PNN über Europa zu sprechen. „Die Europa-Wahl jetzt ist die erste, die ich mitbekomme“, sagt Wolf-Christian. Offenbar ist das Thema dabei aber noch nicht lange präsent. So zumindest empfinden es Sabrina und Robert, beide 15 Jahre alt: „Die Plakate kamen ganz schön spät.“
Der Eindruck täuscht nicht. Gerade in Bezug auf Jugendliche ist das Thema Europa-Wahl in Potsdam aktuell nur spärlich vertreten, extra Aktionen gibt es keine. Ein Problem, dass die Europa-Information der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft (BBAG) in der Schulstraße kennt. Gern hätte die Chefin des Info-Zentrums, Ines Friedrich, im Vorfeld der Wahl mehrere Projekttage an Potsdamer Schulen veranstaltet. „Doch offensichtlich gab es da keinen Bedarf oder kein Interesse – zumindest suggeriert dies die mangelnde Resonanz auf unser Angebot“, sagt Ines Friedrich. So kann ihre Info-Stelle nur vor Ort die Aufgaben des EU-Parlaments – sie reichen von Gesetzgebung bis zur Haushaltskontrolle – erklären. Dazu hat Ines Friedrich dutzende Image-Poster der EU-Kommission zu verteilen, die zur Wahl animieren sollen.
Für Wolf-Christian und seine Mitschüler sind solche Kampagnen nicht entworfen. Wären sie schon 18, würden sie am Sonntag auch so wählen gehen, sagen sie – obwohl sie in ihrem Alltag nicht viel von Europa spüren würden, wie die 14-jährige Clara sagt: „Außer dem Euro.“ Dann sprechen sie über ihre Gedanken für die europäische Zukunft. Robert sagt: „Je enger die Länder zusammenrücken, desto stärker wird die Europäische Union.“ Ihn hat eine Europa-Idee erreicht.H. Kramer
Jugendserver Brandenburg mit Informationen und Wettbewerben rund um die Europa-Wahlen: www.jugendinfo.com.
H. KramerD
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