
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Gegen die Wand
Die Graffiti-Firma Art-efx würde gerne die kahle Bibliotheksmauer gestalten. Doch die Stadt ist dagegen
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Sie ist weiß, sie ist mitten in der Stadt und sie ist vor allem eines: groß. Die 900 Quadratmeter große Brandwand am neu sanierten Bildungsforum ist vielen Potsdamern seit Langem ein Dorn im Auge. Zumal sie in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen alten Mitte der Stadt kaum zu übersehen ist. Seit über einem Jahr wird über eine Gestaltung der zur Friedrich-Ebert-Straße hingewandten Brandmauer diskutiert, die wegen geplanter Anbauten ohne Fenster ist. Doch bislang ist nichts passiert. Nun hat die in Potsdam vor allem für die einfallsreiche Gestaltung von Stromkästen oder Trafohäuschen bekannte Graffiti-Agentur Art-efx der Stadt ein Angebot gemacht: Sie will die kahle Wand verschönern, zum Beispiel mit historischen Motiven.
„Wir haben schon unzählige Mails und Briefe von Potsdamer Bürgern bekommen, die uns bitten, die Wand zu gestalten“, sagt Art-efx–Geschäftsführer Ronny Bellovics. Er habe sofort Interesse gehabt, schließlich sei eine so repräsentative Fläche eine große Chance. „Da könnte man viel machen“.
Daraufhin habe er sich an die Stadtverwaltung gewandt und eine Ansprechpartnerin in der Verwaltung habe erklärt, die Wand solle in einem Projekt von Jugendlichen gestaltet werden, sagt Bellovics. „Es gibt zu wenige Flächen in der Stadt zum Sprühen, das finden wir schade. Aber die müssen an anderen Stelle geschaffen werden, an so eine Wand müssen Profis ran.“ Art-efx habe in seiner mittlerweile zehnjährigen Unternehmensgeschichte viel Erfahrung gesammelt und auch schon deutlich größere Flächen gestaltet – etwa an mehrstöckigen Häusern.
Doch mittlerweile ist die Stadtverwaltung von der Idee einer künstlerischen Gestaltung abgerückt. Diese hätte einen langen Vorlauf gebraucht, koste Geld und außerdem müsste das Gebäude dafür eingerüstet werden, hieß es bereits im August 2012 in einer Mitteilungsvorlage von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Stattdessen sollten an der Wand drei Großplakate angebracht werden, auf denen die drei künftigen Einrichtungen des Bildungsforums beworben werden: Die Stadt- und Landesbibliothek, die Volkshochschule und die sogenannte Wissenschaftsetage. 10 000 Euro kostet laut Vorlage jedes Banner. Doch bislang ist es bei den Plänen geblieben, offenbar ist auch hierfür der Vorlauf nicht gerade kurz.
Aus der Pressestelle der Stadt heißt es nun, derzeit laufe das Genehmigungsverfahren für die Banner. Am 7. September, wenn das Bildungsforum nach dreijähriger Sanierung wieder eröffnet wird, sollen sie voraussichtlich hängen. Auf das Angebot von Art-efx geht man dort nicht ein. „Ein Vorschlag von ’Art Effects’ zur Gestaltung der Wand ist nicht bekannt“, heißt es stattdessen knapp.
Die Großplakate findet auch Bellovics von Art-efx eigentlich „keine schlechte Geschichte“. Allerdings wäre eine Gestaltung mit Graffiti nachhaltiger, findet er. Schließlich könnten die Plakate kaputt gehen und müssten dann teuer ersetzt werden.
Einen konkreten Preis, was eine Gestaltung durch Art-efx kosten würde, habe er noch nicht berechnet, sagt Bellovics. „Aber für 30 000 Euro würden wir das auch hinbekommen. So ein Projekt würden wir ja nicht zum Geldverdienen machen, sondern als Prestigeobjekt betrachten.“ Etwa zwei Wochen würde die Sprühaktion dauern, „ein Event für die Stadt“, meint der Art-efx-Chef.
Konkrete Motive, die die Wand schmücken könnten, will Bellovics eigentlich nicht nennen. „Wir würden einen Ideenwettbewerb machen und die Bürger miteinbeziehen“, sagt er. Einen Vorschlag lässt er sich dann doch entlocken: „Man könnte zum Beispiel eine imaginäre Fortsetzung des Schlosses machen“.
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