Landeshauptstadt: Gegen die Zerstörung alter Straßen „Stadtkontor betreibt Pseudo-Sanierung“
Babelsberg – Anwohner der Watt- und der Siemensstraße protestieren gegen die von der Stadt geplante Zerstörung des historischen Straßenraumes. „Stadtkontor betreibt eine Pseudo-Sanierung“, so der Vorwurf von Dirk Kühnemann aus der Wattstraße.
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Babelsberg – Anwohner der Watt- und der Siemensstraße protestieren gegen die von der Stadt geplante Zerstörung des historischen Straßenraumes. „Stadtkontor betreibt eine Pseudo-Sanierung“, so der Vorwurf von Dirk Kühnemann aus der Wattstraße. Gemeinsam mit Wolfgang Rose aus der Siemensstraße und anderen Aktivisten sammelte er am Sonnabend an der Ecke Watt-/Schulstraße Unterschriften gegen die geplante Straßenverbreiterung und den Ersatz der historischen Pflasterung durch Asphalt und Betonplatten. „Der stadtbildprägende Charakter des gesamten Gebietes Babelsberg Süd wird sich durch die Straßenbaumaßnahmen erheblich verschlechtern“.
Stadtkontor habe schon die Kopernikus- und die Fultonstraße „versaut“, sagt Kühnemann drastisch. Der Raum für Fußgänger solle eingeengt und das schöne Kleinpflaster durch graue Betonplatten ersetzt werden. „Das widerspricht dem Denkmalschutz“. Aus dem Mittelteil der Straßen soll das Großsteinpflaster wie schon in der Fultonstraße gänzlich verschwinden und ein Fahrstreifen aus Asphalt entstehen. In vielen Asphaltstraßen wie in der Schulstraße sei ablesbar, dass die Asphalt-Fahrbahn schon nach kurzer Zeit einem Flickenteppich ähnelt. „Unmöglich“ würden die vorgesehenen Peitschenlampen zur Jugendstilbebauung passen. Wegen der Straßenverbreiterung müssten die wenigen erhaltenen Weißdornbäume fallen. Der Info-Stand von Kühnemann und Rose war den ganzen Vormittag über dicht von Menschen umlagert; die Mehrzahl sprach sich gegen die Asphaltierung aus. Einer zeigte eine historische Postkarte, auf der die klare Gliederung des historischen Straßenraumes erkennbar ist. Innerhalb kurzer Zeit kamen über hundert Unterschriften gegen die Sanierung zusammen. Die Initiative will damit in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen gehen und die Stadtverordneten auf einem Ortstermin informieren.
Einige Anwohner brachten auch Gegenargumente vor. „Gefällt es Ihnen wie es jetzt aussieht?“ – fragt ein Bewohner der Wattstraße und zeigt auf die zugeparkte Straße mit dem ungepflegten Seitenstreifen, den geflickten Gehweg, die geschädigten Bäume und das holprige Pflaster. „Nein, das gefällt mir auch nicht alles“, sagt Kühnemann, „aber ich möchte eine behutsame Sanierung“. Die Wattstraße habe die Stadt in den vergangenen zehn Jahren bewusst vernachlässigt, so dass sie jetzt ungepflegt aussehe.
Stadtkontor beruft sich auf Untersuchungen, nach denen ein dringender Sanierungsbedarf besteht. Die unterirdischen Leitungen seien nachweislich „marode“, betont der verantwortliche Stadtkontor-Mitarbeiter Mike Kühn.
Im März sollen die Arbeiten beginnen. Vorgesehen ist, das Großpflaster von der Straße zu nehmen und durch eine 4,10 Meter breite Asphaltdecke zu ersetzen. Zusammen mit den beidseitig gepflasterten Fahrstreifen ist die Straße dann 8,10 Meter breit, ein reichlicher Meter mehr als vorher. Günter Schenke
Günter Schenke
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