
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Gegen Staudenhof-Erhalt
Protest von Mitteschön gegen Klipps Wende
Stand:
Innenstadt - Für heftige Kritik hat die Ankündigung von Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) gesorgt, den Siebengeschosser am Staudenhof womöglich doch nicht abzureißen. Dies würde das beschlossene und hochgelobte Leitbautenkonzept zerstören, erklärten Vertreter der Bürgerinitiative Mitteschön, die sich für eine historische Innenstadt engagiert. „Gemeinsam getroffene Entscheidungen werden hier ohne Rücksicht auf die mühsam durch die Bürgerschaft erkämpften Erfolge zur Innenstadtentwicklung wieder zurückgedreht“, sagte Architektur-Professor Ludger Brands, Studiengangsleiter Städtebau an der Fachhochschule. Er warnte davor, die Chance für ein „unverwechselbares“ Innenstadt-Ensemble „von Rang und großer Lebendigkeit“ zu verspielen. Wie berichtet hatte Klipp am Mittwoch im Stadtparlament erklärt, der Staudenhof müsse angesichts des steigenden Mietniveaus in Potsdam neu bewertet werden. Zugleich hatte eine Mehrheit der Stadtverordneten einen städtebaulichen Wettbewerb beschlossen, in dem die „Einpassung“ des Staudenhofs in die künftige Gestaltung der historischen Stadtmitte „zur Diskussion gestellt“ wird. Klipp kündigte dazu eine Machbarkeitsstudie an, ob der Bau sich in das geplante Umfeld hinter der Nikolaikirche einfügen könne. Laut Beschlusslage ist im Bereich des Staudenhofs ein historisch belegtes, kleinteiliges Karree mit einem Innenhof anstelle des jetzigen Plattenbaus vorgesehen. Dass ein Deal hinter den Kulissen Anlass für die Staudenhof-Wende ist, wird offiziell bestritten. Inoffiziell hatte es geheißen, der Linken sei das Entgegenkommen beim Staudenhof angeboten worden, damit sie am Montag im Stadtparlament sicher für den umstrittenen Entwurf für den Leitbau der Humboldtstraße 1 und 2 stimmen.
Ein solches politisches Geschäft vermuten Brands und auch Mitteschön hinter der Entscheidung. „Augenscheinlich opfert man hier zukunftsfähige Stadtentwicklung dem Polit-Geschacher im Tagesgeschäft“, so Mitteschön. Brands sprach von „Klientelpolitik par Excellence zugunsten von Partikularinteressen“, aber auch von „Augenwischerei gegenüber den derzeitigen Staudenhof-Bewohnern“. Diesen werde verschwiegen, dass zum Erhalt des äußerlich maroden Baus erheblich investiert werden müsse – und die Mieten dadurch „zwangsläufig auch auf das innenstadtübliche Niveau steigen werden“. Mitteschön wiederum verwies darauf, dass die anstelle des Staudenhofs geplanten Häuser laut geltendem Leitbautenkonzept „billigen“ Wohnraum vorsehen würden. Zudem forderte die Initiative die Stadtpolitik auf, mit den kommunalen Unternehmen und den Genossenschaften zu klären, wie in Potsdam noch Sozialwohnungen entstehen könnten. Auch als Ersatz für den Staudenhof. HK
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