Landeshauptstadt: Gegenwind für zweite Speicherstadt
Bauausschuss übt massive Kritik an Bebauungsdichte und Gebäudehöhen. Pro Potsdam warnt vor Scheitern
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Templiner Vorstadt - Acht bis zu 21 Meter hohe Blöcke den Bahnhofspassagen gegenüber: Den Plänen zur Bebauung der Speicherstadt droht eine politische Schlappe. Der Bauausschuss stimmte am Dienstagabend nur mit knapper Mehrheit für den vom Rathaus ausgearbeiteten Bebauungsplan für das vier Hektar große Areal, das von der Leipziger Straße, dem Wohnquartier der mittleren Speicherstadt, Langer Brücke und Havel begrenzt wird. Verweigern die Stadtverordneten nächsten Mittwoch ihre Zustimmung für das neue Stadtquartier mit Hunderten Wohnungen und Investitionen in Millionenhöhe, müssten die Planungen neu aufgerollt werden. Die Folge wären Zeitverzug und finanzielle Verluste für die kommunale Pro Potsdam, die die Grundstücke verkaufen will.
Im Bauausschuss wurde deutliche Kritik an den geplanten Baumassen geübt – vor allem Linke und Die Andere haderten mit der Wirkung der Blöcke, in denen Wohnungen, Gewerbe, Einzelhandel und – zur Langen Brücke hin – ein großes Hotel entstehen sollen. So empfand Carsten Linke (Die Andere) die Bebauung als „extrem dominant“. Er erinnerte an den Streit um das überdimensionierte Bahnhofscenter, das bekanntlich auf öffentlichen Druck hin massiv abgespeckt werden musste. Michél Berlin (Linke) sprach von einem „markanten Eingriff in die Stadtstruktur“, Ausschusschef Ralf Jäkel (Linke) zeigte sich enttäuscht von der Dichte und Höhe der Bebauung.
Kritik gibt es auch von Denkmalpflegern. Die Schlösserstiftung lehnt den B-Plan ab, weil sie Sichtbeziehungen von der Stadtmitte zum Brauhausberg beeinträchtigt sieht. Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) wies die Kritik zurück und griff seinerseits die Stiftung an: Sie habe die Reduzierung der Gebäude um ein Geschoss gefordert – selbst nachdem eine Höhensimulation ergeben habe, dass die Gebäudehöhen die Sicht nicht beeinträchtigten. Klipp warf der Stiftung vor, derlei Projekte schon prinzipiell abzulehnen.
Wie viel Geschosse die Baukörper zwischen Leipziger Straße und Havel maximal haben dürfen, ist unklar. Bislang war von höchstens fünf Geschossen die Rede. Im Bauausschuss nannte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann jedoch mögliche Gebäudehöhen von bis zu 21 Metern. Legt man die bei Neubauten übliche Geschosshöhe von drei Metern zugrunde, könnten bis zu sieben Geschosse zulässig sein. Goetzmann sagte am Mittwoch auf PNN-Nachfrage, auf die Festlegung von Geschosszahlen sei im B-Plan bewusst verzichtet worden.
Die mögliche Gebäudehöhe sei von der Lage auf dem Grundstück abhängig – in Hanglage Richtung Leipziger Dreieck seien höchstens 17 Meter möglich, an der Havel 21 Meter. Damit habe man der Topografie Rechnung tragen wollen. Zudem sei die Bebauung eines jeden Karrees variabel: Entweder baue man so hoch wie erlaubt oder man nutze die Höchstgrenze der überbaubaren Grundstücksfläche aus – dann müssten die Gebäude aber niedriger sein. Damit soll laut Goetzmann ein größerer gestalterischer Spielraum ermöglicht werden.
Die Pro Potsdam warnt bereits vor einem Scheitern des Vorhabens. Elf Millionen Euro soll der Verkauf der Flächen in die Kassen des städtischen Unternehmens spülen. Sollten die Stadtverordneten den Bebauungsplan ablehnen, käme es zu Einnahmeausfällen, die „erhebliche Auswirkungen auf die Eigenkapitalsituation und das Investitionsprogramm“ hätten, sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen auf PNN-Anfrage. Das Geld werde sowohl für Neubauprojekte als auch für die Sanierung der Heidesiedlung und anderer ehemals restitutionsbelasteter Gebäude benötigt.
Auch wenn der B-Plan durchkommt: Ein baldiger Baubeginn ist nicht zu erwarten. Die Grundstücke sollen nicht wie in der mittleren Speicherstadt im Paket verkauft werden – potenzielle Erwerber müssen sich einem Investorenwettbewerb stellen, der laut Klipp „fast so aufwendig“ wie das Vergabeverfahren an der Alten Fahrt sei. Es werde ein Gutachtergremium eingesetzt, in dem die Stadtverordneten vertreten seien, versicherte Klipp. Zudem soll das Kommunalparlament alle Kaufverträge absegnen.
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