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Homepage: Geheimnisvolle Gewürze

Potsdamer Studierende von „uniClever“ berieten die Hamburger „Stiftung Elbphilharmonie“ zum Marketing für das Konzerthaus

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Die Oper in Sydney, das Guggenheim in Bilbao, das „MoMa“ in New York: Kaum jemand, der diese Institutionen nicht kennt. Sie sind weltweit bekannte Wahrzeichen ihrer Städte. Hamburg will in Zukunft dabei sein. „Hamburg baut ein Wahrzeichen“, so das Motto für den Bau der Elbphilharmonie. Und Potsdamer Studierende bauen mit. Wie zum Beweis hat Denise Berg einen rötlichen Backstein auf den Tisch gelegt. „Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Stiftung Elbphilharmonie“, ist auf dem Stein eingeprägt. Nun sitzen Denise Berg und ihre Kommilitonin Frauke Krüger in dem schicken kleinen Café des Hasso-Plattner-Instituts in Griebnitzsee. Die Potsdamer BWL-Studentinnen sind Mitglieder der studentischen Unternehmensberatung „uniClever“. „Wir haben ein Merchandising-Konzept entwickelt“, erläutert Denise Berg ihr gerade abgeschlossenes Hamburger Projekt. „Zielgruppen definieren, Verkaufsstrategien und Produkte entwickeln.“ Keine leichte Aufgabe. Schon gar nicht im Fall der Elbphilharmonie. Noch ist das Wahrzeichen an der Elbe eine Baustelle. Was für Produkte stehen für so einen Ort? Eine spannende Frage für eine studentische Unternehmensberatung, meinen die Studentinnen einhellig.

Am Anfang stand eine E-Mail. Sie machte die Runde unter den Mitgliedern des „uniClever“-Projekts. Die Mail kam von einem der beiden Dachverbände studentischer Unternehmensberatungen in Deutschland. Frauke Krüger und Denise Berg nahmen sich der Sache an. Nach gelungener Kontaktaufnahme mit dem Dachverband waren sie Teil des Teams zur Beratung der Elbphilharmonie. Und saßen recht bald im ICE nach Hamburg. Die „Stiftung Elbphilharmonie“ residiert in einem edlen Bankgebäude in der Innenstadt. „Wir waren schon sehr beeindruckt“, sagt Frauke Krüger. Das Flair der mondänen Hafenstadt ließ die Nachwuchs-Unternehmensberater nicht kalt. Die Stiftung vereint nicht nur Bürger, sondern auch Banken, große Firmen und Prominente als Spender für das Konzerthaus. Die zunächst leicht angespannte Stimmung unter den Studenten habe sich schnell gelockert. Außerdem war man vorbereitet: Die angehenden Berater hatten sich vor dem Termin ein eigenes Bild gemacht. In der alten Speicherstadt an der Elbe entsteht auf dem Dach eines riesigen Lagerhauses das Konzerthaus. Noch dominiert das Rot der Backsteine. Doch das Quartier ist im Wandel begriffen. Stahl und Glas halten langsam Einzug.

Das erwies sich als der entscheidende Punkt. „Wir brauchten erst einmal ein großes Konzept“, erläutert Frauke Krüger das Vorgehen. Die Elbphilharmonie, das erkannten die Studierenden, war im Umbruch begriffen. Der Bau war in trockenen Tüchern. Aber wofür sollte er stehen? Welche Ideen sollten transportiert werden? Schließlich sollte der Verkauf der Merchandising-Artikel dazu beitragen, den Spielbetrieb in dem Konzerthaus zu finanzieren. Das Motto stand schnell fest: „Von der Speicherstadt zur Hafencity“. Und für die Produkte, das wussten die BWL-Studentinnen, musste eine Zielgruppe her. So entstand die Kategorie der „Wahrzeichenfreunde“, ob Privatpersonen oder Unternehmen. Letztere seien wichtig, ergänzt Denise Berg. Sie verschenken die Artikel an Kunden. In der Sprache der Betriebswirtschaft sind Unternehmen „Multiplikatoren“. Natürlich wären da noch die Kulturliebhaber. Nur bei Touristen sind sich die beiden Nachwuchs-Beraterinnen nicht sicher. Die würden sich nicht für Attraktionen interessieren, die es noch nicht gibt. Mehr wollen sie nicht verraten. Aus sicherer Entfernung zeigen sie eine Ergebnismappe, die sie für die Stiftung angefertigt haben. Die Arbeit in der Unternehmensberatung ist streng vertraulich.

Jetzt mussten die Produkte entwickelt werden. Inspiration fanden die Studentinnen unter anderem bei der Oper in Sydney: „Da gab es eine Lampe in der Form des Daches.“ Die hat Denise Berg besonders gut gefallen. Die Studentinnen fragten bei kulturellen Institutionen nach ihren Verkaufsschlagern. Mit schwachem Ergebnis. Die Konkurrenz wollte ihre Geheimnisse nicht lüften. Auch was ihre Produkte angeht, halten sich die Beraterinnen von „uniClever“ bedeckt. Von fünfzehn Ideen verraten sie drei. Eine Kerze in der Form eines Backsteins. Schokolade mit dem Logo der Elbphilharmonie. Und eine spezielle Gewürzmischung. Alles in Anspielung auf die Umgebung des Konzerthauses, in der früher die Fracht der Schiffe gelagert wurde. „Wir wollten sinnliche, liebevolle Produkte“, erläutert Frauke Krüger das Konzept. „Nicht einfach einen Regenschirm oder eine Uhr.“

Der „Kick-off“ des Projekts war im Dezember 2006. Dann folgten drei „Meilenstein-Präsentationen“. Der Zeitplan war eng. „Unternehmensberatung heißt, aus einer festen Aufgabenstellung heraus eigene Ideen zu entwickeln“, erläutert Frauke Krüger ihre Aufgabe. „Man muss dem Kunden Ideen liefern, mit denen er dann weiterarbeiten kann.“ Als Student habe man oft einen frischen Blickwinkel, meint sie. Das würde studentische Unternehmensberatungen von etablierten Firmen unterscheiden.

So verspricht „uniClever“ im Internet „unkonventionelles Consulting“. Wer Lust habe, könne jederzeit mitmachen, laden Frauke Krüger und Denise Berg ihre Kommilitonen ein. Fachwissen sei nicht erforderlich. Dafür aber der Wille, in neue Aufgaben hineinzuwachsen. Und was ist emotional von der Episode in Hamburg geblieben? Da müssen die beiden überlegen. Doch dann richten sich die Augen auf den Tisch. „Der hat in meiner Wohnung einen Ehrenplatz“, sagt Denise Berg und packt den roten Backstein wieder in seine Tüte.

Mark Minnes

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