Landeshauptstadt: Geheimsache Sponsoring
Gutachter haben EWP-Sponsorengeld aufgelistet
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Mal ein bisschen Geld hier, mal ein bisschen da – am Ende waren es mehrere Millionen Euro, die Ex-Stadtwerkechef Peter Paffhausen dem Sportverein SV Babelsberg 03 zugesagt hat. Insgesamt zwei Darlehen, fünf Bürgschaften und Werbeverträge soll Paffhausen ohne Zustimmung des Aufsichtsrates der Energie und Wasser GmbH innerhalb von drei Jahren vergeben haben. Das haben die Wirtschaftsprüfer der Firma „Wibran“ in einer Stellungnahme dem Aufsichtsrat im August mitgeteilt. Nun soll in einem Gutachten aufgearbeitet werden, welche strafrechtliche Relevanz die Vorgänge haben – bis Oktober soll es vorliegen.
Erst im August hat der Aufsichtsrat der Energie und Wasser GmbH (EWP) eine Erhöhung der Sponsoringausgaben von 576 000 auf 925 000 Euro beschlossen – ohne dies zu kommunizieren. Intransparent nennen das einige und bis heute will das Unternehmen es nicht kommentieren. Weder, ob jetzt mehr Vereine unterstützt werden oder ob die bereits unterstützten mehr bekommen. „Ich erwarte von der EWP, dass sie die Sponsoringempfänger vollständig offenlegt. Das Unternehmen hat Nachholbedarf in Sachen Transparenz“, erklärte die Landtagsabgeordnete Marie Luise von Halem (Bündnisgrüne). „Angesichts der Verdächtigungen der Vergangenheit sollte es auch im ureigenen Unternehmensinteresse liegen, für Klarheit zu sorgen“, so von Halem. Und auch Stadtsprecher Stefan Schulz sagte, die Pro Potsdam sei in Sachen Sponsoring-Transparenz beispielgebend. Das Unternehmen hatte vor zwei Wochen alle Verträge offengelegt. Und die EWP? „Fragen Sie bei der Stadt“, lautet der Kommentar des Pressesprechers. Bei der Stadt indes heißt es, dies zu erklären sei Aufgabe der Stadtwerke.
Was der Energiekonzern verheimlicht, steht in dem Gutachten der Wirtschaftsprüfer. Nun ist zumindest aufgelistet, wer wie viel Geld vom lokalen Energieunternehmen erhält. 576 000 Euro sind im vergangenen Jahr ins Sponsoring geflossen. Davon 75 Prozent in den Sport. Größere Beträge erhalten haben unter anderem der VfL Potsdam und der SV Babelsberg 03 mit je 100 000 Euro, der OSC Potsdam mit 31 000 Euro und Motor Babelsberg mit 15 000 Euro. Für die Kultur sind knapp 11 000 Euro ausgegeben worden. Pikant an der Geschichte: Das sind die Ausgaben, die laut Gutachter der Aufsichtsrat beschlossen hat. Dass beispielsweise der Fußballverein Babelsberg 03 weitere Werbeverträge in Höhe von 300 000 Euro allein in der Vorsaison sowie zwei Darlehen und fünf Bürgschaften zwischen 2008 und 2010 in Millionenhöhe erhielt, davon hatte der Aufsichtsrat laut den Wirtschaftsprüfern keine Kenntnis. So seien die Werbeverträge gesplittet worden – dadurch lag der einzelne Betrag letztendlich unter dem zustimmungspflichtigen Wert. Von den Bürgschaften ist keine in Anspruch genommen worden, doch laut Wirtschaftsprüfer sollten die Zinsen für die Darlehen nachberechnet werden. jab
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