Landeshauptstadt: Geh“n die wildern?
Was sind Jagdhunde? Sollten sie von der Steuer befreit sein? – Eine reger Diskurs zu diesen Fragen
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Was sind Jagdhunde? Sollten sie von der Steuer befreit sein? – Eine reger Diskurs zu diesen Fragen Von Guido Berg Ausschuss für Ordnung und Umweltschutz, Donnerstagabend: Bei der Vorlage Nr.04/SV/0589 wird die Diskussion rege. Es geht um den Antrag von Klara Geywitz (SPD), die Hundesteuer für Jagd- und Rettungshunde um 50 Prozent zu verringern. Grund: Die Hunde erbrächten eine gesellschaftliche Leistung. Die Verwaltung erklärt dazu, dass ein Gericht Bedenken gegen eine Besserstellung von Jagdhunden äußerte. Das juristische Risiko sei aber „nicht sehr hoch“. Ebenso nicht das finanzielle, es gebe nur 30 Jagdhunde in Potsdam, die Mindereinnahmen würden sich auf 1260 Euro im Jahr belaufen. Da meldet sich Herbert Schlomm (PDS): Es handele sich um eine Besserstellung der Halter, nicht der Hunde, die kriegten nur “ne Wurst mehr oder weniger pro Jahr. Großes Gelächter. Schlomm ist lieber für weniger Steuern für die kleinen Hunde von den Omis, die wären oft das Letzte, was sie hätten. Lutz Boede (Die Andere) findet, Jagd sei pure Privatangelegenheit, das sehe er kritisch. Zudem: Hatten wir Ähnliches bei Tierheimhunden nicht schon mal abgelehnt? Warum also jetzt eine Extrawurst für Jagdhunde? Überhaupt, was sind eigentlich Jagdhunde? Fragt Brigitte Lotz (Grüne/B90) und ergänzt: „Gehen die ab und zu mal wildern?“ Großes Gelächter. Klara Geywitz will wieder Ruhe in „ihre“ Debatte bringen: „Jagdhunde haben eine Jagdhunde-Prüfung bestanden“. Außerdem gehe es auch um zwei Erdbeben-Hunde von Potsdamer DRK-Mitgliedern. Steuernachlässe für Erdbebenhunde, das ist auch für Lutz Boede „ein nachvollziehbarer Ansatz“. Doch was ist mit den Jagdhunden? Klaus Rietz springt in die Bresche: Rehe und Wildschweine hätten keine natürlichen Feinde, würden sie nicht bejagt, brächte dies größte Schäden in der Landwirtschaft und auf Friedhöfen. Herbert Schlomm entgegnet: Jagd sei eine lukrative Sache, Westtouristen kämen in den Osten, um Wild abzuschießen, da würden Trophäen erbeutet, es gebe Treibjagden mit 50 Hunden „auf unseren ehemaligen Feldern“. Gelächter. Hans Becker, Jagdvorsteher und Ortsvorsteher von Uetz-Paaren, wird gehört. Es gebe eine „klare Definition“ für Jagdgebrauchshunde: Sie müssten Prüfungen bestehen, täglich müsse mit ihnen gearbeitet werden. Laut Gesetz dürfe eine Jagd nicht ohne Jagdhund stattfinden und gejagt werden müsse das Schwarzwild, sonst sähe der Park Marquardt aus wie ein Acker. Dann die Beseitigung von Unfallwild: 140 Stück seien es im letzten Jahr gewesen. „Nacht um halb eins ruft die Polizei an, Unfall mit Wildschaden, und dann müssen sie los. Und sie finden das verletzte Tier nicht ohne Hund.“ Gegen Jagdtourismus verwahrt er sich: „Wir haben eine saubere Jagd“. Gut findet er nicht, dass Jäger behandelt werden, als würden sie „kleine Bambis“ schießen. Anerkennendes Nicken. Peter Lehmann (CDU) stellt den Antrag, für „Jagdgebrauchshunde und Rettungshunde“ sogar eine 100-prozentige Steuerbefreiung zu befürworten und überbietet damit den Finanzausschuss, der am selben Abend eine 50-prozentige Reduzierung beschloss. Es kommt zur Abstimmung – und Lehmanns Antrag geht mit fünf Ja, drei Nein und einer Enthaltung durch. „Mann“, sagt Eberhard Kapuste (CDU) zur rhetorischen Kunst Beckers: „Sie sind wohl der neue Cicero?“
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