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Landeshauptstadt: „Geist und Geld sind kein Widerspruch“

Oberlinhaus: Interims-Vorsitzender verfolgt Kurs von der alimentierten Anstalt zum Profit-Unternehmen

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Babelsberg - „Ich bin mit großer Offenheit und Aufgeschlossenheit im Oberlinhaus empfangen worden“, sagte Pfarrer Peter Christian Fenner. Der 64-Jährige ist seit gestern Vorstandsvorsitzender des Vereins Oberlinhaus – übergangsweise, bis eine Neubesetzung der Stelle erfolgt ist. Fenner tritt die Nachfolge für Katharina Wiefel-Jenner an, die nach nicht einmal einem Jahr Vorstandsvorsitz vor knapp drei Wochen suspendiert wurde (PNN berichteten).

Mit der Suche nach einem hauptamtlichen Nachfolger könne man erst beginnen, wenn das Arbeitsverhältnis von Wiefel-Jenner formal Ende Januar 2007 ausgelaufen sei, erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Thomas Barta. Bis dahin müsse der Verein inklusive kaufmännischem Vorstand insgesamt drei Vorstandsgehälter zahlen. „Schließlich übernehme ich ja auch Verantwortung“, erklärte Fenner. Allerdings stehe er trotz seiner theologischen Ausbildung nicht für die pastoralen Aufgaben zur Verfügung. Da müsse die Babelsberger Kirchengemeinde aushelfen. Seine Arbeit habe in 30 Jahren im Beruf, in denen Fenner unter anderem in der diakonischen Einrichtung Bethel in Bielefeld und als Vorsteher des Evangelischen Johannesstifts Berlin tätig war, auf eine Trias basiert. Dazu gehöre der diakonische Auftrag, die fachliche Ausrichtung und die Wirtschaftlichkeit. „Geist und Geld sind kein Widerspruch“, erklärte der kommissarische Leiter des Oberlinhauses. In diesem Sinne werde er auch in seiner befristeten Zeit in Babelsberg agieren und den eingeschlagenen Kurs von einer alimentierten Anstalt zu einem profitablen Unternehmen weiterführen.

Einen Kurswechsel, den seine Vorgängerin offensichtlich nicht ganz mitvollziehen wollte. Offiziell trennte sich das Oberlinhaus von seiner Vorstandsvorsitzenden, weil es unterschiedliche Auffassung in der Ausrichtung des Vereins gegeben habe. Nähere Gründe wurden auch gestern nicht genannt. Schließlich könne es ja noch einen Rechtstreit geben, dem man nicht vorgreifen wolle, begründete Barta seine Zurückhaltung. Bisher hat Katharina Wiefel-Jenner nach PNN-Informationen immer noch keine Klage auf Wiedereinstellung eingereicht.

Der neue Vorstandsvorsitzende wird nach eigenem Bekunden nun in den nächsten Tagen Gespräche mit den Fachbereichsleitern im Haus und den Geschäftsführern der Oberlin-Tochtergesellschaften führen und im kleinen Kreise „die Krise reflektieren“. Von der „neuen Arbeitsordnung“, die – wie seit einigen Wochen bekannt – bei Neueinstellungen bisherige tarifliche Regelungen aushebeln soll, habe er wenig Kenntnis, so Fenner. Dazu werde er sich aber mit der Mitarbeitervertretung verständigen. „Dialog ist mir wichtig“, betonte er.

Die Abläufe im Hause seien stimmig, erklärte der kaufmännische Vorstand Andreas Koch. „Unsere Strukturreform hat nicht zu Stellenabbau, sondern zu mehr Mitarbeitern geführt“, sagte Koch. Im vergangenen halben Jahr habe es 156 Neueinstellungen gegeben; darunter 38 Küchen- und Reinigungskräfte, die von einer Privatfirma zum Tochterunternehmen Wirtschafts- und Verwaltungsservice im Oberlinhaus wechselten.

Nicola Klusemann

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