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Landeshauptstadt: Geisterschloss Babelsberg

Sanierung der Residenz Wilhelms I. ist ins Stocken geraten – 2005 dennoch wieder geöffnet?

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Sanierung der Residenz Wilhelms I. ist ins Stocken geraten – 2005 dennoch wieder geöffnet? Von Erhart Hohenstein Babelsberg – Die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Schloss Babelsberg sind nahezu zum Erliegen gekommen. Ihr Fortschritt sollte, so hatte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zugesagt, 2006 mit der Wiederöffnung des dann um mehrere restaurierte Räume erweiterten Museums dokumentiert werden. Als Endpunkt für die Arbeiten wurde das Jahr 2012 genannt, auch davon ist keine Rede mehr. Nun liegt die Sommerresidenz Wilhelm I. wie ein Geisterschloss im Winternebel des Babelsberger Parks. Die für die Verwirklichung des mehr als 20 Millionen Euro teuren Gesamtprojekts notwendige so genannte Haushaltsunterlage (HU) Bau ist nach wie vor unbestätigt. Nicht einmal der geplante Wiederaufbau der Exedra (Vorbau), womit zumutbare Toiletten und ein zeitgemäßer Eingangsbereich für die Besucher geschaffen werden sollten, wurde bisher in Angriff genommen. Nach Auskunft von Stiftungs- Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh ist dafür erst jetzt ein Bauantrag gestellt worden. Dorgerloh machte deutlich, dass die Fassadenerneuerung in Rheinsberg und am Marmorpalais, die im Frühjahr 2005 beginnen soll, den Vorrang haben. Außerdem hat sich die Stiftung auf die Restaurierung der Kolonnaden zwischen den Communs eingelassen – ein Mammutprojekt, dessen Priorität von sachkundigen Mitarbeitern angezweifelt wird. Damit seien bis 2008, so Dorgerloh, die Kapazitäten und Mittel weitgehend gebunden. Auch für das Schloss Babelsberg müsse man kleinere Brötchen backen. Für den 1853 bis 1855 durch Schinkel errichteten und in den 40er Jahren durch Persius, dann Strack auf das Doppelte erweiterten Bau tritt die Stiftung jetzt die Flucht nach vorn an. Sie will ihn statt 2006 schon im nächsten Jahr vorfristig als Museum wiedereröffnen. Die Frage bleibt allerdings, was sie in den acht (von insgesamt 100) zugänglichen Räumen, von denen einige zudem lediglich einen Zwischenstand in der Restaurierung erreicht haben, den Touristen bieten will. Zumindest kaum Sanierungs- und Restaurierungsfortschritte, allenfalls der Schreibtisch von Kaiserin Augusta könnte neu gezeigt werden. Die Restauratoren haben jedoch bereits abgewinkt: Sie brauchen noch drei Jahre dafür. Mit einer Behelfstoilette im Außengelände müssten die Besucher im kommenden Jahr ohnehin weiter vorlieb nehmen. Die Bereiche, in denen Putz und Steine von den Fassaden fallen, und die verrostenden eisernen Außentreppen sind abgesperrt. Mit „erforderlichen Sanierungen“ wurde die Schließung nach der Saison 2003 begründet. Die Stiftung kann allerdings davon ausgehen, dass die Interessenten das dürftige Angebot annehmen. In diesem Jahr hatte sie das Schloss ganze drei Mal für Sonderführungen geöffnet. Der Ansturm war mit zum Teil mehr als 150 Besuchern so groß, dass ein Drittel wieder weggeschickt werden musste. Fachleute weisen darauf hin, dass die Stiftung mit ihrer Hauptaufgabe, der Erhaltung der Bau- und Gartendenkmale des Weltkulturerbes, zunehmend überfordert ist. Neben zu geringen finanziellen Mitteln trage dazu auch die auf Veranlassung des Bundesverwaltungsamtes in Köln veränderte Prioritätensetzung bei, der die Generaldirektion kritiklos gefolgt sei. Während neben Schloss Babelsberg unter anderem auch das Neue Palais, in dessen Untergeschoss über die maroden Umgang Wasser eindringt, immer weiter verfalle, baut sie auf Empfehlung des Amtes neue Büroräume für die Baudenkmalpfleger aus.

Erhart Hohenstein

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