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Landeshauptstadt: Geistiges Leben

Die promovierte Theologin Katharina Wiefel-Jenner wird ab 1. Januar 2006 das Oberlinhaus leiten

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Die promovierte Theologin Katharina Wiefel-Jenner wird ab 1. Januar 2006 das Oberlinhaus leiten Von Ulrike Strube Katharina Wiefel-Jenner kommt aus der Vorstandssitzung. Unterm Arm trägt sie eine blaue Mappe voll mit Dokumenten. Sie sucht ihre Tasche, die sie im Vorstandsbüro abgestellt hat. Noch ist sie Gast im Babelsberger Oberlinhaus, doch ab dem 1. Januar des kommenden Jahres wird die promovierte Theologin die diakonische Einrichtung führen. Pfarrer Friedrich-Wilhelm Pape, der das Haus seit 1984 leitet, wird dann in den Ruhestand gehen. An einem langen, massiven Tisch nimmt die gebürtige Berlinerin Platz und lehnt sich entspannt zurück. Ihre braunen Augen schauen interessiert. Sie ist konzentriert. Die Leitung von diakonischen Einrichtungen ist ihr vertraut. 1999 wurde sie Rektorin des „Kirchlichen Verein für Diakonie“ in Hamburg- Volksdorf, einer Einrichtung mit Krankenhaus, Altenpflegeheim und Schwesternschaft. Mittlerweile fand dort ein Trägerwechsel statt. Auch der alte Vorstand ging, ebenso Katharina Wiefel-Jenner. Derzeit strukturiert sie das zum Verein gehörige Diakonissenmutterhaus um. Die 25 Schwestern benötigen ein neues Heim. Ferner muss für die Diakonissen die Zukunft wirtschaftlich und rechtlich abgesichert werden. Diese Art von geistige Gemeinschaft begeistert die Pastorin. Oft werde den diakonischen Einrichtungen nachgesagt, dass sie wie andere Betriebe verwaltet und geführt werden. „Das stimmt nicht“, sagt Katharina Wiefel-Jenner energisch. Nirgends als in den Gemeinschaften gibt es so ein stark geprägtes religiöses Leben. „Hier findet geistiges Leben mit Herz, Mund und Händen statt.“ Aus dieser Tradition erwachse viel Potenzial, das weitergegeben werden kann. „Wenn der Geist verloren geht, dann werden die Einrichtungen verwechselbar“. Im Babelsberger Oberlinhaus leben noch sieben Diakonissen. An Nachwuchs ist in der Schwesternschaft aber nicht zu denken, doch bedarf es neuer Formen des religiösen Miteinanders. Katharina Wiefel- Jenner, selbst im Osten groß geworden, erinnert an die große Lebensleistung dieser Frauen, die neben ihrer selbstlosen Arbeit auch die schwierige politische Situation mit getragen haben. Doch da gibt es noch etwas anderes, was die Mutter zweier Kinder, fasziniert. Wie das Oberlinhaus bieten viele diakonische Einrichtungen alten und kranken Menschen sowie Menschen mit Behinderung einen Platz, sicher und frei leben zu können. Katharina Wiefel-Jenner schaut aus den hohen Fenstern des zur wilhelminischen Zeit erbauten Mutterhauses auf dem Oberlingelände. Sie betrachtet die alten hohen Bäume, die Natur. Mit einer sanften, weichen Stimme formuliert sie ihren Wunsch, „dass wir Menschen, das in der Natur Vorhandene mitgestalten, dass es uns weiter trägt und aus sich heraus strahlt“. Sie glaube an ein Schönheitsideal, das von Innen kommt. Ja, auch für das Babelsberger Haus hoffe sie das. Katharina Wiefel-Jenner wurde 1958 in Berlin geboren und wuchs in einem Pastorenhaushalt im Prenzlauer Berg auf. Nach der zehnten Klasse ging die junge Frau nach Naumburg, um am kirchlichen Proseminar ihr Abitur abzulegen und später mit dem Theologiestudium zu beginnen. Eine Alternative gab es damals nicht. In jenen Jahren lernte sie ihren heutigen Mann Harald Jenner kennen, der in Hamburg lebte. Mit 22 stellte sie einen „Ausreiseantrag zwecks Familienzusammenführung“. Drei Jahre hat es gedauert, dann verließ sie die ehemalige DDR, ihre Familie und Freunde. Dass sechs Jahre später die Mauer fallen würde, hatte keiner geahnt. Wenn die zarte Frau mit leichtem Hamburger Akzent über ihre Vergangenheit spricht, ist ihre Erleichterung über die politischen Entwicklungen zu spüren. In der Hansestadt legte Katharina Wiefel-Jenner ihr Examen ab und trat ihren kirchlichen Dienst zunächst in einer Gemeinde am Stadtrand mit vielen Familien an. Später wechsele sie nach Bramfeld, in einen Stadtteil mit großer sozialer Not. In den kommenden Monaten wird Katharina Wiefel-Jenner öfter in die Brandenburger Landeshauptstadt kommen, sich in der Einrichtung orientieren und beginnen den Umzug für ihre Familie zu organisieren. Ab Oktober beginnt ihre Einarbeitungszeit, so dass sie gut gerüstet zum Jahreswechsel ihr neues Amt antreten kann. Ulrike Strube

Ulrike Strube

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